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Luka Vokuhila

Mallorcas Luka Romero gilt als Stilmix aus Lionel Messi (fußballtechnisch) und Juan Román Riquelme (frisurentechnisch). Und: Er ist gerade mal fünfzehneinhalb Jahre jung. Believe the Hype!

Foto: IMAGO

Manchmal muss man auch warten können. Also zumindest ein bisschen. „Wir beobachten ihn, seit er zwölf ist, aber wir wollten ihn auf keinen Fall zu früh hochziehen, denn wir müssen auch vorsichtig sein“, erklärte Dani Pendín, Co-Trainer von Real Mallorca kürzlich. „Wir haben ihn spielen sehen, und er hat in seiner Altersklasse unglaubliche Dinge vollbracht, aber körperlich war er noch nicht voll entwickelt, und das hätte ihm Probleme bereiten können.“ Also warteten sie erst mal ab. Bis zum vergangenen Mittwoch. Als Luka Romero im Auswärtsspiel bei Real Madrid zum jüngsten Profi avancierte, der je eine Partie in Spaniens erster Liga bestritt. Dafür mussten die abstiegsgefährdeten Mallorquiner sogar eine Sondergenehmigung heranschaffen, denn eigentlich sind derlei Einsätze erst ab 16 gestattet.

15 Jahre und 219 Tage jung war dieser Luka Romero, als er nach knapp 83 Spielminuten für den Ghanaer Mohammed Idrissu Baba eingewechselt wurde. Für eine echte Wende war es da bereits zu spät, denn die Madrilenen führten durch Treffer von Vinicius Junior (19.) und Sergio Ramos (56.) mit 2:0. Doch es war nicht zu spät, um Luka Romero eine historische Bestmarke zu bescheren: Ein gewisser Francisco Bao von Celta Vigo, Künstlername: „Sanson“, war in der Saison 1939/40 zum bis dato jüngsten Spieler in der Primera División avanciert – und sollte diesen Rekord über 80 Jahre lang innehaben. Bis zum vergangenen Mittwoch.

Leuchtende Augen, wehender Nackenspoiler

Bis der Junge mit der Vokuhila kam. Eine väterliche Umarmung von Mallorcas Cheftrainer Vicente Moreno, ein paar erläuternde Worte und ein fetter Grinser der Vorfreude beim Auserwählten – dann betrat Luka Romero Bezzana den Platz, mit leuchtenden Augen und wehendem Nackenspoiler. Dass die Partie des 31. Spieltags der spanischen Liga Corona-bedingt „nur“ im Estadio Alfredo di Stefano auf dem Trainingsgelände der Madrilenen stattfand, konnte den Stolz dieses Burschen kaum schmälern. Erst recht nicht den Hype, der um Luka Romero entbrannt ist. Da trifft es sich gut für Real Mallorca, dass der Super-Youngster noch drei Jahre Vertrag hat (bis 2023). Und dass der Klub gute Argumente für eine vorzeitige Verlängerung hat: Bislang nämlich, so berichtet die Sportzeitung „AS“, verdient Romero 1.000 Euro pro Monat, plus kostenlose Unterkunft. Immer noch viel für einen 15-Jährigen. Vergleichsweise wenig für eines der heißesten Talente der Welt.

Denn der Offensivallrounder gilt wahlweise als „mexikanischer“ oder als „nächster Messi“. Und, nun ja, irgendwie scheint es, als sei Luka Romero tatsächlich auserkoren, der Thronfolger des „Messias“ zu werden. Da wäre zu einen das Alter: Während Lionel Messi mit seinen 33 Jahren allmählich der Rente entgegendribbelt, kommt dieser Junge gerade rechtzeitig, um dessen Platz einzunehmen. Wie das Original misst Romero knappe 1,70 Meter, wiegt um die 70 Kilo, hat einen extrem niedrigen Körperschwerpunkt, eine atemberaubende Schrittfrequenz (auch bei höchstem Tempo) und einen ziemlichen Zug zum Tor. Und: Wie der sechsmalige Weltfußballer ist auch der „mexikanische Messi“ ein waschechter Neuneinhalber, der häufig aus der Tiefe kommt und gern auf die Flügel ausweicht. Mal ehrlich: Zufälle sehen anders aus, oder?

Gleich drei Verbände buhlen um Romero

Ach ja: Obwohl Mallorcas Jungprofi im mexikanischen Victoria de Durango geboren und auf der Partyinsel Ibiza aufgewachsen ist, sind seine Eltern Argentinier. Romero selbst besitzt zwei Pässe: einen spanischen und einen argentinischen. Wobei Mallorcas Co-Trainer Pendín in dem Mann mit der 41 auf dem Trikotrücken eher den Südamerikaner sieht: „Er ist Linksfuß, pfeilschnell, schlitzohrig, kreativ und hart im Nehmen. Kurzum: Der Prototyp einer argentinischen Nummer 10.“ Wie der beinahe baugleiche Messi. Oder wie Juan Román Riquelme, der als eigentliches Vorbild von Luka Romero gilt. Selbst die Vokuhila-Pracht des Newcomers ist eine Reminiszenz an den jungen Riquelme und weckt die Hoffnung, dass die Mutter aller Fußballerfrisuren demnächst ein flächendeckendes Comeback feiern könnte.

Auch sonst gilt Luka Romero als Hoffnungsträger: Gleich drei Nationen, nämlich Mexiko, Spanien und Argentinien, wollen den Sohn von Ex-Profi Diego Romero (45, kickte u.a. in Slowenien, Mexiko und Ecuador) für ihr jeweiliges Auswahlteam gewinnen. Doch der 15-Jährige scheint seine Entscheidung längst getroffen zu haben. 2018 erklärte der Schüler öffentlich: „Mein Traum ist es, das argentinische Nationaltrikot zu tragen.“ Inzwischen hat er sogar schon ein Spiel für die U17 der „Albiceleste“ bestritten.

Wer diesem Luka Romero am vergangenen Mittwoch bei seinem Sieben-Minuten-Debüt gegen Real Madrid auf die Füße geschaut hat, mag erahnen, dass dieser Junge noch sehr viel mehr vorhat: Neben einem rustikalen Einsteigen gegen den „königlichen“ Spielgestalter Isco traute sich der neue Rekordmann der Primera División auch ein forsches Dribbling zu: einfach mal durch die Mitte der gegnerischen Hälfte. Reals Mariano Diaz konnte den Vorstoß gerade noch rechtzeitig unterbinden – allerdings nur mithilfe eines Fouls.