LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN
HEERLEN (NIEDERLANDE)*
Abstract: This article contains the first edition of four inscriptions
from Coriovallum/Heerlen and of another inscription of unknown provenance. No. 1 is a tesseramilitaris that attests the presence of soldiers
at Coriovallum. In the commentary on this piece the various forms of
owners’ inscriptions on such nameplates are discussed. No. 2 is a fragment of an altar for Fortuna from the bathhouse of Coriovallum. Together with other attestations for the local cult of this goddess, it may
provide evidence that the bathhouse was frequented by soldiers and
veterans and used for medical treatment. No. 3 is a leaden label that
attests the sale or delivery of 30 kilo of a bark product (corticium: a
new word) that may be related to tannery. Nos. 4 (from Coriovallum)
and 5 (of unknown provenance) are pieces of military equipment with
indications of the owners’ identities.
An der Stelle des heutigen Heerlen (Niederlande, Provinz Limburg) lag in
der Antike der vicus Coriovallum, der auf die augusteische Zeit zurückgeht.1 Er befand sich an der Kreuzung der Fernstraßen von Köln nach
Boulogne-sur-Mer und von Xanten nach Trier. Ab einem unbekannten
Zeitpunkt gehörte Coriovallum allem Anschein nach administrativ zu Xanten (ColoniaUlpiaTraiana, gegründet zwischen 98 und 100).2 Seiner Lage
verdankt es der Ort wahrscheinlich, daß dort wohl schon in der Mitte des
1. Jh.s n.Chr. große Thermen errichtet wurden, die 1940 entdeckt wurden
und deren Reste heute das größte römische Gebäude der Niederlande darstellen. Zwei Spitzgräben, die auch das Thermenterrain einschlossen,
waren Teil einer Befestigungsanlage, deren verschiedene Bauphasen und
∗ Wir danken an dieser Stelle ganz herzlich Dr. Karen Jeneson, der Kuratorin des
Thermenmuseums in Heerlen, für die Erlaubnis, diese Inschriften zu untersuchen und zu
publizieren. Sie hat uns bei unseren Forschungen unermüdlich mit Rat und Tat unterstützt
und wertvolle Hinweise auf unpubliziertes Material im Thermenmuseum beigesteuert. Für
Hinweise und Diskussionen danken wir auch Dr. Wim Dijkman (Maastricht), Dr. Carol
van Driel-Murray (Leiden), Dr. Maaike Groot (FU Berlin), Prof. Dr. Matthäus Heil
(Berlin, CIL), Dr. Dr. Stefanie Hoss (Köln), PD Dr. Stefan F. Pfahl (Düsseldorf), Dr. Marcus
Reuter (Trier), Dr. Andreas Schaub (Aachen), Prof. Dr. Klaus Scherberich (Aachen), Prof.
Dr. Markus Scholz (Frankfurt am Main) und Dr. Gilbert Soeters (Maastricht).
1
Zum römischen Coriovallum im Folgenden s. Bogaers (1959) 148-151, 157-159;
Bogaers (1974); Eggen (1988-1989); Dodt (2013) 161-169; Jeneson (2015) v.a. 166-169;
Panhuysen (2015) v.a. 88-91, 97-98. Zum Straßennetz der Germania Inferior siehe Rathmann (2004).
2
Dies die allgemeine Annahme aufgrund von AE 1926, 130 und 131 = AE 2011, 806
und 807; AE 1959, 9; vgl. z.B. van Hommerich (1961) 18-20; Nesselhauf & Lieb (1959)
210; Schalles (2008) 333; Panhuysen (2015) 88-91.
AncientSociety 48, 221-261. doi: 10.2143/AS.48.0.3285203
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222
J. MINIS & S. SCHORN
Bedeutung noch nicht geklärt sind.3 Die Lokalisierung eines oder mehrerer
Kastelle an dieser Stelle, wie sie in der älteren Forschung vertreten wurde,
hat sich inzwischen als falsch erwiesen. Reste einer Ummauerung wurden
in Heerlen bisher nicht entdeckt. Man vermutet bisweilen, unter anderem
aufgrund der verkehrstechnischen Lage, daß sich dort eine statio des cursus
publicus befand, und schließt daraus auf die Anwesenheit von Benefiziariern (siehe dazu unten). Grundsätzlich sieht man in dem Ort aber eine
primär zivile Siedlung, die insbesondere von Betrieben zur Versorgung
Reisender und von Handwerksbetrieben, v.a. Töpfereien, gekennzeichnet
gewesen sei. Von letzteren muß es dort viele gegeben haben, da bisher
etwa 50 Töpfereien im Stadtgebiet von Heerlen ans Licht gekommen sind.
Das Umland war von Villenwirtschaft gekennzeichnet, die in großem
Umfang im heutigen Limburg nachgewiesen ist.4 Diese landwirtschaftlichen Betriebe verdankten ihre Existenz dem fruchtbaren Lößboden in dieser Region, ihre Produktion diente wohl primär der Versorgung der entlang
der Rheingrenze stationierten Truppen.
Seit dem 19. Jh. wurden in Heerlen und seinem Umland lateinische
Inschriften entdeckt, die sich heute zum Großteil im Thermenmuseum in
Heerlen befinden.5 Zu den Inschriften aus Heerlen selbst gehören die
Grabinschrift des M. Iulius, eines Veteranen der 5. Legion (Vetera), aus
der Zeit vor 40 v.Chr.,6 die Grabinschrift für eine einheimische Frau,7 die
Weihinschrift zu Ehren der Fortuna, die M. Sattonius Iucundus anläßlich
der von ihm finanzierten Renovierung der Thermen errichten ließ,8 der
Okulistenstempel des L. Iunius Macrinus,9 zahlreiche Graffiti und Stempel auf Töpferware10 sowie einige Ziegelstempel.11 Neben diesen publi3
Unterschiedliche Ansichten in Bogaers (1959) 148-151; Eggen (1988-1989) 133-134,
54-56; Panhuysen (2015) 106, 109.
4
Zum Umland s. Jeneson (2015).
5
Z.B. CIL XIII 8711; 10021.109; AE 1959, 9 (dazu s. unten, S. 236-237); AE 1997,
1155.
6
CIL XIII 8711; s. unten, S. 231.
7
Tummers (1960); eine Neuedition in Minis & Schorn (im Erscheinen), Nr. 5.
8
AE 1959, 9; eine Neuedition in Minis & Schorn (im Erscheinen), Nr. 2; s. unten,
S. 236-237.
9
CIL XIII 10021.109; s. unten, S. 239.
10
Z.B. AE 1997, 1155. Für weitere solche Texte, die in den allermeisten Fällen nicht
in CIL, AE oder EDCS aufgenommen sind, s. www.trismegistos.org unter Heerlen.
11
Es handelt sich um Ziegelstempel der 30. Legion aus Vetera und der privaten Ziegelproduzenten CTEC und MHF. Einige Stempel sind publiziert oder erwähnt in Bogaers
(1962-1963) 78-80 (30. Legion), 78 Anm. 114, 80 Anm. 118 (CTEC), 80 Anm. 118
(MHF); Neueditionen aller Stempel vom Thermengelände in Minis & Schorn (im Erscheinen), Nr. 8-10.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
223
zierten Inschriften enthält die Sammlung in Heerlen einige bisher unveröffentlichte Texte, die während und nach der Grabung von 1940/41
gefunden wurden.12 Vier davon wollen wir im Folgenden edieren und
ihre Bedeutung für die Geschichte Coriovallums aufzeigen. Hinzukommt
eine weitere Inschrift unbekannter Herkunft aus dem Thermenmuseum.
1) EIGENTÜMERMARKE (tabulaansata)
Diese Eigentümermarke wurde am 26. Oktober 1999 in Heerlen bei Aushubarbeiten zum Apartmentkomplex ‘Statio’ in der Coriovallumstraat in
den Resten eines römischen Hauses gefunden (Inventarnummer:
24160).13 Diese Straße führt nördlich an den Thermen entlang, wobei der
Fundort einige hundert Meter von diesen entfernt liegt. In der Antike
befand sich das römische Haus in der Nähe der oben erwähnten Handelsstraße von Köln über Tongeren nach Boulogne-sur-Mer und außerhalb
der Spitzgrabenanlage.14 Die Eigentümermarke wurde in den obersten
50 cm der Füllung des römischen Kellers und des Treppenhauses gefunden. Die ca. 150 antiken Kleinfunde, die beim Bau des Apartmentkomplexes gemacht wurden, wurden gesichert und befinden sich heute im
Thermenmuseum. Eine wissenschaftliche Studie des Materials steht noch
aus.
Die Eigentümermarke aus Messingblech15 hat die Form einer tabula
ansata; maximale Länge: 5,8 cm, maximale Höhe: 3,7 cm; die rechte
ansa fehlt, ebenso ein Stück des rechten unteren Teils, ohne daß dadurch
Text verlorengegangen ist; Buchstabenhöhe: 5-9 mm. Die allermeisten
Marken dieser Form haben Fixierlöcher, gewöhnlich in den ansae, durch
die sie mittels Stiften vernietet oder mit Draht oder Faden befestigt werden konnten.16 Unsere Marke gehört zu den wenigen, bei denen dies nicht
12
Weitere Inschriften vom Thermengelände werden in Minis & Schorn (im Erscheinen) publiziert.
13
Eine vorläufige Bekanntmachung der Inschrift in einem Ausstellungskatalog: Minis
& Schorn (2017b).
14
Zu dieser Straße s. Demey & Roymans (2004); Jeneson (2016); zu ihrem Verlauf
innerhalb Heerlens s. Eggen (1988-1989) 30-32.
15
Die Röntgenfluoreszenzanalyse der Firma Restaura (Haelen, NL) im Auftrag des
Thermenmuseums ergab die folgenden Werte: Sb 0,126%; Sn 3,741%; Pb 1,201%; Zn
10,818%; Cu 71,798%; Fe 2,674%; V 0,084%; Ti 0,177%; P 7,523%; Si 1,314%.
16
Zu den Befestigungen der einzelnen Formen der Eigentümermarken s. Oldenstein
(1976) 190-193.
224
J. MINIS & S. SCHORN
Vorderseite und Rückseite
(Foto 1: Restaura im Auftrag des Thermenmuseums; Foto 2: Minis & Schorn)
der Fall ist. Sie zeigt auf der Rückseite Reste von Lötung,17 mit der wahrscheinlich drei Fixierstifte auf mittlerer Höhe in horizontaler Lage befestigt waren. Durch solche Stifte wurden Marken mit Gegenknöpfen an
17
Die Röntgenfluoreszenzanalyse der Firma Restaura (Haelen, NL) im Auftrag des
Thermenmuseums ergab die folgenden Werte für die Lötung: Sn 58,778%; Zr 0,008%;
Bi 0,037%; Pb 9,741%; Zn 1,273%; Cu 28,632%; Fe 1,111%; Cr 0,067%; V 0,070%;
Ti 0,104%; P 0,159%.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
225
Gegenständen befestigt. Für diese Art der Befestigung einer tabula
ansata sind uns keine Parallelen bekannt, sie ist typisch für rechteckige
Marken, und auch dort findet man nur zwei Stifte. Nur bei einer einzigen
tabulaansata ist uns eine Befestigung an der Rückseite bekannt, allerdings mittels eines gelochten Stegs.18 Oldenstein vermutet, daß Fixierstifte für die Befestigung auf Leder verwendet wurden.19
Auf der tessera ist zu lesen:
>(centuriae)RaiApron()
>(centuriae)Vaḷentịn(i)
Ọ[±3]AṬ
Wie auf solchen Marken üblich, ist der Text punktiert. In der ersten Zeile
steht kein Worttrenner zwischen den Namen. Das L in Z. 2 ist ziemlich
kursiv ausgeführt, eine leicht schräge Haste von links oben nach rechts
unten, so daß sie kaum vom Fuß zu unterscheiden ist. Man könnte auch
an S denken, doch gehört das, was man als die obere Rundung eines S
deuten könnte, zu einer Linie von Bläschen im Metall.20 In der dritten
Zeile sind vor Ọ (auch ein anderer runder Buchstabe ist möglich) keine
Reste eines centuria-Zeichens zu sehen. Nach Z. 3 scheint die Marke
unbeschrieben gewesen zu sein. Z. 1 und Z. 2-3 wurden allem Anschein
nach von verschiedenen Personen geschrieben, da unterschiedliche Formen von A verwendet sind.
Die Form der Marke trägt nicht zur Datierung bei, da tabulaeansatae zu
jeder Zeit von den römischen Truppen in Germanien als Eigentümermarken
verwendet wurden.21 Die meisten in der Grabungsdokumentation datierten
Funde aus derselben Fundschicht gehören ins 2. Jh. n.Chr.22 Auch ein Teil
der übrigen Funde im Keller des römischen Hauses stammt aus dieser Zeit,
während einige Gegenstände aus den ältesten Schichten zum Teil noch ins
1. Jh. n. gehören können. Für unsere Marke dürfte daher eine Datierung ins
18
Kontrolliert wurden, soweit Abbildungen zugänglich waren, u.a. die Marken in
Nuber (1972) 504-507; Pfahl (2012) 174-175 (Nr. 302-314); Eck & Pangerl (2015). Die
tabula ansata mit gelochtem Steg stammt aus Osterburken: Oldenstein (1976) 192
(Nr. 756) = Pfahl (2012) 174-175 (Nr. 308).
19
Vgl. auch Nuber (1972) 484 Anm. 5. Anders Dana & Gaiu (2016) 267, die an Kennzeichnung von Waffen denken.
20
Vasentinus als Cognomen in CIL VIII 5883 = ILAlg 7226 ist wohl Fehler für Valentinus (siehe ILAlg zur Stelle).
21
Vgl. Oldenstein (1976) 192-193.
22
Wir stützen uns hierbei auf die Datierungen in der Grabungsdokumentation im Thermenmuseum. Ein eingehendes Studium des gesamten Materials der Grabung, v.a. der
Terra Sigillata, kann hier wohl noch zu Präzisierungen führen.
226
J. MINIS & S. SCHORN
2. Jh. n. sehr wahrscheinlich sein. Diese Datierung wird dadurch bestätigt,
daß die Marke den Übergang von italischer zu lokaler Rekrutierung der
Zenturionen sehen läßt, der im 2. Jh. n. stattfand (s. unten).
Der erste Name in Z. 1 ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Gentilnomen Raius. Es ist häufig in Rom und Italien, aber seltener außerhalb.
Einige Belege finden sich in Spanien und den Balkanprovinzen, doch
scheint unser Text das erste sichere Zeugnis für den Namen im nördlichen Teil des Römischen Reiches zu liefern.23 Wenig wahrscheinlich ist
es, an eine Abkürzung für die mit Raius verwandten, aber sehr seltenen
Gentilnamen Raianus, Raienus oder Raielius zu denken.24 Ein passendes
Cognomen, das mit Rai- beginnt, ist nicht bezeugt.25
Apron( ) kann für Apronius stehen, das vor allem als Gentilname, aber
auch als Cognomen in der Region bezeugt ist,26 oder für die Cognomina
Apronianus und Apronio, die ebenfalls in den germanischen Provinzen
belegt sind.27 Eher unwahrscheinlich sind die seltenen Cognomina Apro28
und Apronillus.29 In allen Fällen handelt es sich um römisch-italische Namen.
Vaḷentịn(i) ist der Genitiv des Gentilnomens Valentinius oder des Cognomens Valentinus, die beide in der Region zu finden sind (s. auch unten
zum Gentilnomen).30 Wenig wahrscheinlich ist Abkürzung für das Cognomen Valentinianus.31
23
Die onomastischen Sammlungen Kakoschkes führen keine Belege für Britannia, die
beiden germanischen Provinzen, Gallia Belgica, Raetia und Noricum auf; zu den Belegen
in den westlichen Provinzen siehe OPEL IV 22. In der Eigentümerinschrift AE 2013, 486
aus Fossombrone (ForumSempronii) ist zu lesen: P.CorneliRaiSenecae>(centurionis)
leg(ionis) XVI. Diese Legion war ab 43 n.Chr. in Neuss (Novaesium) stationiert, bis sie
um 70 n.Chr. aufgelöst wurde. Es kann also sein, daß schon dieser Zenturio namens Raius
in der Nähe lebte; vgl. den Kommentar in Bernardelli Calavalle (2012) 283-286.
24
Siehe OPEL IV 22; Solin & Salomies (1994) 153; zur Etymologie s. Schulze (1904)
217-218.
25
OPEL und Solin & Salomies (1994) haben keinen Beleg. EDCS liefert einen Beleg
für Rạịcirri[us?] (AE 1996, 838: 2. Jh. n.Chr.); Rainovaldus dort ist mittelalterlich.
26
Germania Superior und Inferior: Kakoschke (2006-2008) I 82 (GN 109: 10 Belege);
II 1, 114 (CN 261: 5 Belege); Gallia Belgica: Kakoschke (2010) 47-48 (NG 34: 10 Belege);
214 (CN 101: 1 Beleg). Für Britannia hat Kakoschke (2011a) 51 (GN 26) 1 Beleg.
27
Apronianus: Kakoschke (2006-2008) II 1, 113 (CN 259: 2 Belege); Apronio: ebd.,
113-114 (CN 260: 1 Beleg).
28
Kakoschke (2012) 260 (CN 127).
29
OPEL I 154: bisher nur die weibliche Form Apronilla belegt (3 Einträge in EDCS).
30
Für die Germania Superior und Inferior s. Kakoschke (2006-2008) I 410 (GN 1345);
II 2 (CN 3197); für Gallia Belgica: Kakoschke (2011b) 178 (GN 527); 537-538 (CN 1425).
31
Ein später Beleg für Köln (5./6. Jh. n. Chr.) in Kakoschke (2006-2008) 421 (CN
3196); ein später Beleg (368 n.Chr.) in Britannia: Kakoschke (2011a) 622 (CN 1401);
drei Belege für Raetien (ab dem 2. Jh. n.Chr.) in Kakoschke (2009) 304-305 (CN 691).
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
227
Unsere Eigentümermarke ist in typologischer Hinsicht interessant.
Denn es stellt sich die Frage, ob in Z. 1 bzw. Z. 2-3 von jeweils einer
oder zwei Personen die Rede ist. Leider existiert nach unserem Wissen
keine Studie zu der Frage, welche Varianten im Textaufbau der Inschriften auf solchen Marken existierten, ob es je nach Ort oder Zeit Unterschiede im Formular gab und ob es abhängig von der Form der Marke,
dem Gegenstand, zu dem die Marke gehörte, oder den einzelnen Truppengattungen Unterschiede gab. Eine solche Studie müßte neben den
Eigentümermarken auch noch andere Eigentümerinschriften aus dem
militärischen Bereich, etwa solche direkt auf Ausrüstungsgegenständen,
in den Blick nehmen. Im Folgenden sollen in einer weitgehend synchronen Übersicht nur die wichtigsten und für unseren Text relevanten Varianten des Formulars auf Eigentümermarken (und teils auf anderem Militärgerät) aufgezeigt werden, um auf dieser Grundlage zum Verständnis
unserer Marke beizutragen. Eine vollständige Erfassung und Auswertung
des Materials kann an dieser Stelle nicht versucht werden.32
Einige wenige Inschriften auf den Marken nennen lediglich den Eigentümer im Genitiv.33 Andere weisen das centuria- oder turma-Zeichen
(> bzw. T) und den Namen des Kommandanten im Genitiv auf, kennzeichnen den Gegenstand demnach als Staatseigentum, wobei für den
Namen des Kommandanten zumeist das Cognomen,34 selten hingegen
32
Die wichtigste Studie zu den Eigentümermarken ist Nuber (1972), der aber einen
anderen Interessenschwerpunkt hat; vgl. MacMullen (1960); nützlich auch Galsterer
(1983) 11-16 zur Namensstruktur in Graffiti aus Haltern; Wiegels (1992). Nubers umfangreiche Liste der Marken, mit der er aber keine Vollständigkeit anstrebte, ist die Grundlage
unserer Studie. Verwertet ist auch das Material aus Pfahl (2012), der die Marken des
Limesgebiets mit wünschenswerter Vollständigkeit bietet. Einige Bemerkungen zur möglichen Chronologie auf der Grundlage der Formen in Oldenstein (1976) 190-193. Fotos in
Reuter & Scholz (2005). Instruktiv sind die Kommentare zu den Editionen von Einzelstücken in Wiegels (2010) 275-294. Die Erfassung des Materials ist schwierig, da sehr
viele Marken in entlegenen archäologischen Publikationen ediert wurden, die weder von
AE noch von EDCS erfaßt werden. Zusätzlich zum Material aus den oben genannten
Publikationen wurden auch noch die als Eigentümerinschriften klassifizierten Text in
EDCS, die centuria oder turma enthalten, überprüft. – Früher wurde noch diskutiert, ob
Ausrüstungsgegenstände der Soldaten Privateigentum sein konnten. Dies ist inzwischen
geklärt; s. zuletzt Waebens (2012).
33
Z.B. Pfahl (2012) 170 (Nr. 242); 171 (Nr. 263); 171 (Nr. 263); Eck & Pangerl
(2015) 115 mit Abb. 6. Solche Inschriften finden sich häufiger direkt auf den Ausrüstungsgegenständen; siehe Nuber (1972) 499 mit Anm. 96.
34
Pfahl (2012) 175 (Nr. 309): >Quin|aris; 175 (Nr. 319): TVita(lis); siehe auch den
Mahlstein AE 1975, 637: >Bisae; kollektives Privateigentum oder Staatseigentum beim
Mahlstein mit Spezifizierung des contubernium innerhalb der turma in AE 1994, 1261:
>T.Vecico(ntuberni)Prudentis; auf der Handmühle AE 2009, 923: Tur(ma)Enni.
228
J. MINIS & S. SCHORN
das Gentilnomen35 verwendet wird.36 Es scheint nicht vorzukommen, daß
mit solchen Inschriften auf Marken das persönliche Eigentum des Zenturio oder Turmenführers in dieser Weise gekennzeichnet wird. Dies wird
in der Forschung jedenfalls nicht angenommen, obwohl es ganz vereinzelt entsprechende Inschriften auf den Ausrüstungsgegenständen selbst
zu geben scheint.37 Die Reihenfolge ist meist centuria/turma-Zeichen,
gefolgt vom Namen des Kommandanten, aber selten findet sich auch die
umgekehrte Reihenfolge.38
Auf den meisten Marken finden wir erst die Bezeichnung der Zenturie/
Turma mittels des >/T-Zeichens und des Namens ihres Kommandanten,
darauf folgt der Name des Eigentümers aus dieser Einheit, wobei beide
im Genitiv stehen. Häufig wird der Zenturio/Turmenführer nur mit dem
Cognomen oder mit Gentilnomen und Cognomen bezeichnet. Die Ausführlichkeit des Namens des Soldaten variiert in diesen Fällen. Wenn von
beiden Personen nur das Cognomen verwendet wird, werden beide
Namen meist durch Zeilenwechsel voneinander abgesetzt;39 gelegentlich
fehlt dieser Zeilenwechsel,40 was aber unproblematisch ist, da deutlich
ist, daß es sich um zwei Cognomina, d.h. um zwei Personen, handelt.
Seltener ist, daß der Zenturio nur mit seinem Gentilnomen benannt wird.
Man scheint sich bewußt gewesen zu sein, daß es zu Mißverständnissen
führen kann, wenn sich daran der Name des Eigentümers unter Verwendung des Cognomens anschließt, da dies als ein einziger Name verstanden werden konnte. Ist dies der Fall, werden, wie es scheint, beide Namen
durch Zeilenwechsel voneinander getrennt. In dieser Weise werden
jedenfalls Marken mit einem entsprechenden Formular zumeist in der
35
Z.B. Pfahl (2012) 173 (Nr. 289): > Mantici (Manticus nach OPEL und Solin &
Salomies (1994) Gentilname; Datierung: 250-275 n.Chr.). Die vielen Holzspeere aus
Oberaden haben fast nur den Gentilnamen des Zenturio, was durch ihre frühe Datierung
in die augusteische Zeit zu erklären ist; s. Bohn (1924).
36
Zum Staatseigentum s. Swoboda (1952) 153-154. Auf den Bronzeeimern AE 2006,
903: >Fl(avi)Privati und AE 2006, 904: TMa(rci?)CominiMaximi sehr wahrscheinlich
Gentilname und Cognomen bzw. trianomina.
37
Dann ist > als (centurionis) zu verstehen: das Metallfaß AE 1951, 139: > D(---)
Prisciprimi(pili); die Gürtelschnalle Eck & Pangerl (2015) 120 mit Abb. 15: >(centurionis)Sabini|Lucani.
38
Erstere Reihenfolge bei den Marken oben, letztere in Pfahl (2012) 171 (Nr. 260):
Flavi|Primiti|v(i)T.
39
Pfahl (2012) 170-171 (Nr. 248): > | Gattini | Crispini; 171 (Nr. 251): > Primi |
Peregrini; 172 (Nr. 278): TVitalis|Iuvenis.
40
Pfahl (2012) 173 (Nr. 291): >Tert(i)Quinti|>Tert(i)Valentini; 173 (Nr. 290);
> Pr(imi?) Emeriti; so wohl auch zweimal auf dem Panzerbeschlag Pfahl (2012) 185
(Nr. 366), auf der Spitzhacke AE 2002, 1046, auf dem Krug AE 2002, 1043.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
229
Forschung interpretiert. Es ist aber gut möglich, daß sich unter ihnen
auch einige Marken befinden, die Staatseigentum bezeichnen und dabei
den Zenturionamen mit Gentilnomen und Cognomen wiedergeben.41
Wenn der Zenturio nur mit dem Gentilnomen bezeichnet wird, finden wir
auffallend viele Änderungen im Formular, die es ermöglichen, den Zenturio vom Eigentümer zu unterscheiden.42
Bei Eigentümerwechsel wird der alte Name gelegentlich getilgt, häufiger aber wird der neue lediglich auf der Marke hinzugefügt. Wechselt der
Zenturio einer Einheit, wird der Name des neuen Zenturio hinzugefügt.43
Betrachtet man auf der Grundlage dieser Beobachtungen unsere Marke,
ist Folgendes festzustellen. Die Namen in Z. 2-3 können als ein oder als
zwei Personen verstanden werden. Z. 1 muß man hingegen als einen einzigen Namen verstehen, da Raius Gentilname war. Man könnte zwar vermuten, daß aufgrund von Korrosion ein Punkt zwischen den beiden Namen
weggefallen ist, durch den der Schreiber deutlich machen wollte, daß es
sich um zwei Personen handelte. Aber dies entspräche nicht dem Usus
solcher Texte, die Zeilenwechsel haben, wenn vom Zenturio das Gentilnomen und vom Soldaten das Cognomen angegeben wird. Punkte finden sich
zwar gelegentlich zwischen dem Zenturio- und dem Eigentümernamen, uns
sind aber keine sicheren Beispiele von Eigentümermarken bekannt, in
denen nur ein Punkt das Gentilnomen des Zenturio vom Cognomen des
41
Zumeist als zwei Namen interpretiert: Nuber (1972) 506 (Nr. 54) = CIL XV 7169:
> | Apici | Severi; Pfahl (2012) 171 (Nr. 254: 80-357 n.Chr.): > Scati | Gallic[i]; 173
(Nr. 292: ca. 115-260 n.Chr.): > Val(eri?) | Sel(euci?); 175 (Nr. 313: 79/81-250/275
n.Chr.): TM.Rusti|Adiutoris; AE 2008, 1194: >Aponi|Valeri; ILD 227: >Claudi●
Silo(nis) (in ILD als eine Person interpretiert; doch kann die Punktierung verwendet worden sein, um zwei Personen zu unterscheiden); AE 1929, 45 = RIB II 1,2410.5: >Vin|ulei|Super(i) (in beiden Editionen als eine Person interpretiert). Ein allgemeines Problem
ist, daß Genitiv des Gentilnamens und des dazugehörigen Cognomens oft identisch sind,
so daß wir heute manchmal nicht mit Sicherheit entscheiden können, welcher Namenbestandteil vorliegt.
42
Tria nomina des Soldaten verwendet: Nuber (1972) 502 (Nr. 2) = CIL XIII
10027.221: >Clo[di]|L.Sempr(oni)|Lucani; ebenso Nuber (1972) 505 (Nr. 30) = 40.
BRGK 1959, Nr. 69 (1. Jh. n.Chr.); Soldatenname (Cognomen) im Nominativ: AE 2010,
794: >FlaviFelix|Ṣ; ebenso AE 1982, 839 (100-160 n.Chr.); Soldatenname im Nominativ und vorangestellt: Pfahl (2012) 174 (Nr. 299: ca. 115-ca. 260 n.Chr.) = AE 1992,
1292: Titus | > Vitri (vgl. Wiegels (2010) 285-286); Praenomen und Gentilnomen des
Soldaten verwendet: Nuber (1972) 505 (Nr. 24) = CIL XIII 11525b: >Attieni|Ḷ.Serrani;
Eck & Pangerl (2015) 122 mit Abb. 20a/b: >Vindi|C.Cati; Praenomen und Gentilnomen des Soldaten verwendet und vorangestellt: Nuber (1972) 507 (Nr. 60) = JÖAI 39,
1952, 151: (…)|C.Viseli|>Nepo|tis.
43
Vgl. Nuber (1972) 498-499; Garbsch (1978) 33-34; Pfahl (2012) 73. Sicher Eigentümerwechsel: Pfahl (2012) 173 (Nr. 291); der Panzerbeschlag Pfahl (2012) 185 (Nr. 366).
230
J. MINIS & S. SCHORN
Soldaten trennt.44 Hinzukommt, daß die Verwendung des Cognomens statt
des Gentilnomens im 2. Jh. der übliche Fall ist, wenn eine Person nur mit
einem einzigen Namen bezeichnet wird. Es fällt zudem auf, daß bei anderen Eigentümermarken der Text zumeist viel größer und zentrierter
geschrieben ist als beim Heerlener Exemplar, bei dem man den Eindruck
hat, die Namen seien platzsparend so geschrieben worden, daß man in der
Zukunft noch weitere Namen hinzufügen kann. Dies scheint besser zu
Militäreigentum zu passen, wenngleich die anderen Marken auf Militäreigentum dieses Charakteristikum nicht aufweisen. Alles in allem ist es
daher wahrscheinlich, hier von zwei Personen und von Staatseigentum auszugehen. Daher ist die Übersetzung: “Eigentum der Zenturie des Raius
Apron( ) | Eigentum der Zenturie des Valentinius | [+ Cognomen]” wahrscheinlicher als die Übersetzung “Eigentum des Apron( ) aus der Zenturie
des Raius | Eigentum des [Name] | aus der Zenturie des Valentinus”. Wenn
es Parallelen für Eigentümermarken gäbe, auf denen in dieser Weise das
Privateigentum eines Zenturio bezeichnet wird, wäre auch dies eine attraktive Erklärung, doch scheint dies nicht der Fall zu sein.
In der Schicht, in der die Marke gefunden wurde, dominieren Fragmente von Terra Sigillata, die 15 von 22 Fundnummern umfassen.45 Allgemein sind die Funde in dieser Schicht sowohl für militärische als auch
für zivile Kontexte bezeugt.46 Auch in anderen Schichten der Grabung
im Keller wie überhaupt auf dem ‘Statio’-Gelände dominieren Terra
Sigillata-Fragmente, daneben wurden im Keller andere Objekte gefunden,
die wenig spezifisch sind.47 Rein militärische Gegenstände wurden, von
44
Möglicherweise ein Beispiel für Punkt zwischen Gentilname des Zenturio und Name
des Eigentümers in Nuber (1972) 504 (Nr. 13) = Pfahl (2012) 174 (Nr. 305) = CIL XIII 11974:
>|Geniali●Qu[---]. Ein sehr unsicheres Beispiel für eine solche Trennung ist AE 2008, 1194
in Anm. 41. Ebenso unsicher ist Nuber (1972) 506 (Nr. 44) = Vollmer, Nr. 351 = Pfahl (2012)
171 (Nr. 255): >|Sextili|Statuti●P[---], da Statuti Cognomen zu Sextili oder Gentilnomen
zu P[---] sein kann. Punkte zwischen den beiden Namen (aber jeweils Gentilname und Cognomen) in Nuber (1972) 504 (Nr. 1) = CIL XIII 10027.214: > Fir(---)●Max(---)●Aem(---)
Ruf(---); ähnlich Nuber (1972) 504, 3 = AE 1928, 90: >Q.●Corne(li)|Iusti●M.|Sulpici.
Auf Beinschienen: Pfahl (2012) 179 (Nr. 350): (A) TMod(esti?)●Lucan(i); (B) TMoroni
und 179 (Nr. 351): (A) TMod(esti?)Lucan(i); (B) T●Moroni. Auf Helm: Pfahl (2012) 180
(Nr. 353): (A) T●Sil(anioder-vani)●Saltuini; (B) TGem(ellioder-ini)Iu{i}stini.
45
Die Informationen im Folgenden sind der Grabungsdokumentation im Thermenmuseum entnommen; eigene archäologische Forschungen haben wir nicht angestellt.
46
Funde in dieser Schicht: eine einfache Drahtfibel, ein Salbenreibstein; Glas, eine
Melonenperle, eine Haarnadel/ein Schreibstift, ein bronzenes Röhrchen unbekannter Funktion; Nägel.
47
U.a. Glasfragmente, ein Spiegel, zwei Ohrlöffelchen, vier Wetz- oder Schleifsteine,
ein Mahlstein.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
231
unserer Marke abgesehen, nicht gefunden. Die Architektur des Kellers
entspricht der eines typischen Wohnhauses in einem vicus. Aus diesen
Gründen ist es unwahrscheinlich, daß es sich bei dem Gebäude um einen
militärischen Posten handelte. Wie die Marke in den Keller kam, d.h. ob
der Gegenstand im Keller gelagert war oder nach Einsturz der Kellerdecke dorthin gelangte, muß offenbleiben.
Ein Zenturio Raius Apron( ) ist nicht durch andere Texte bekannt. Ins
2. oder 3. Jh. gehört die Weihinschrift der römischen Bürger eines numerus von Gaesaten, die der cenṭ[uria | V]ạlentini angehörten, aus dem
benachbarten Tongeren.48 Da es sich angesichts der Datierung um ein
Cognomen handeln dürfte, war dies ein anderer Mann. Wenn Valentin(i)
in unserem Text, wie oben argumentiert wurde, Genitiv des Gentilnomens Valentinius ist, trug der Mann eines der typischen Pseudogentilizien auf -inius, wie sie für die germanischen Provinzen charakteristisch
sind, und hier vor allem für Germania Inferior.49 Er stammte daher sehr
wahrscheinlich aus dieser Region. Unklar ist, ob er Zenturio in einer
Legion oder einer Auxiliareinheit war. Alföldy bezweifelt, daß es nach
Trajan noch Zenturionen italischer Abstammung in den Auxiliareinheiten
in Germania Inferior gab.50 Da aber die Datierung unserer tessera unsicher ist, hilft uns Raius’ italischer Name nicht bei der Bestimmung des
Heeresteils weiter. Wie dem auch sei, der Umstand, daß in unserem Text
der erste Kommandant der Zenturie ein Italiker und sein Nachfolger ein
Einheimischer war, illustriert sehr schön die auch sonst im 2. Jh. feststellbare Entwicklung in der Rekrutierung: die Zenturionen entstammen nun
immer häufiger der lokalen Elite der Provinz oder der benachbarten Provinzen und sind nicht mehr italischer Herkunft.51
Welche Folgerungen lassen sich aus dem Fund für die Geschichte
Coriovallums ziehen? Die Marke kann als Beleg für die Anwesenheit
eines oder mehrerer aktiver Angehöriger der Zenturie des Valentinius in
Coriovallum gesehen werden. Bisher war für diesen Ort und seine Umgebung vor allem die Präsenz von Veteranen bezeugt: Schon für die ersten
Jahrzehnte des 1. Jh.s dokumentiert ein Grabstein aus Heerlen, daß sich
dort ein Veteran der fünften Legion52 niederließ, und ein jüngst von uns
ILB2 8 = CIL XIII 3593 = ILS 7055.
Siehe Weisgerber (1972); vgl. Kakoschke (2006-2008) I 410 (GN 1345) mit Literatur.
50
Alföldy (1968) 110-111.
51
Zu den Auxilia s. Alföldy (1968) 104, 110-111; zu den Legionen s. Haensch (2001);
Richier (2004) 147, 587-594.
52
CIL XIII 8711.
48
49
232
J. MINIS & S. SCHORN
publiziertes Militärdiplom aus dem benachbarten Rimburg stammt von
einem Veteranen, der wohl in Pannonia Inferior gedient hatte und zwischen 130-134 entlassen wurde.53 Es wurde auch vermutet, daß sich
Veteranen in großem Umfang in der fruchtbaren Lößzone Limburgs
ansiedelten, um dort Landwirtschaft zu betreiben.54 Da unsere Marke zu
Staatseigentum gehörte, ist es aber eher unwahrscheinlich, daß es durch
einen Veteranen nach Coriovallum kam. Der Fundkomplex erlaubt leider
keine Rückschlüsse darauf, ob der oder die Soldaten, die den Gegenstand
mit sich führten, in Coriovallum stationiert oder auf der Durchreise
waren. So wahrscheinlich es aufgrund der strategisch wichtigen Lage
Corivallums und des Ortsnamens55 auch ist, daß dort Soldaten stationiert
waren, es fehlen doch bisher deutliche Belege. Man vermutete, wie oben
erwähnt, daß Coriovallum eine statio des cursuspublicus war und daher
dort Benefiziarier stationiert waren.56 Die Involvierung der Benefiziarier
in den cursuspublicus ist eine zwar häufig vertretene Ansicht, doch läßt
sich diese, wie Kolb gezeigt hat, anhand der Quellen nicht erhärten.
Selbst wenn Coriovallum eine statio besaß, impliziert dies also nicht die
Stationierung von Benefiziariern.57 Dennoch würde ihre Anwesenheit
angesichts der verkehrstechnischen Lagen Coriovallums nicht verwundern.58 Sie wird vielleicht durch einen unveröffentlichten Gegenstand
bestätigt, der auf dem Thermenterrain gefunden wurde und vielleicht als
Benefiziarier-Zeichen zu deuten ist,59 wenngleich auch durch ihn keine
permanente Präsenz zu beweisen ist.
53
Minis & Schorn (2017a).
Zum 1. Jh. n.Chr. s. Jeneson (2015) 156-157, 159; Panhuysen (2015) 85-86.
55
Dazu siehe Anm. 111.
56
Siehe z.B. van Hommerich (1961) 9-13; (1973) 69-70; Bogaers (1974) 173. Das
meint wohl auch Bridger (2008) 614, wenn er von einer Polizeistation spricht.
57
Siehe Kolb (2000) v.a. 174-175, 180-190; anders noch z.B. Ott (1995) 149-150. Auch
Nelis-Clément (2000) 333-334 relativiert die Involvierung der Benefiziarier in den cursus
publicus: “Les bénéficiaires détachés à proximité des mansiones du cursuspublicus ont pu
être amenés au cours de leurs fonctions à contrôler les diplômes des voyageurs ou les comptes
des mancipes de la poste, ou encore à s’assurer que la population locale verse bien les contributions requises à ces fins. Mais les sources ne nous permettent pas de conclure à une responsabilité suprême de leur part dans l’organisation et la maintenance du cursuspublicus.” (334)
58
Zu den hier in Frage kommenden (sicher bezeugten oder vermuteten) Aufgaben der
Benefiziarier s. Ott (1995) 113-150; Nelis-Clément (2000) 211-268. Interessant ist der
dort, S. 122, zitiert Text aus Tert. Paga pers. 13, nach dem Benefiziarier Listen von
dubiosen Personen und Straftätern führten, zu denen auch die Diebe in Thermen (fures
balnearum) gehörten.
59
Hinweis von Dr. Karen Jeneson (Heerlen).
54
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
2) WEIHALTAR
FÜR
233
FORTUNA
Altar aus braungrauem Sandstein, gefunden 1940 an der Südseite der
Coriovallumstraat auf dem Thermengelände (Inventarnummer: 3827). Das
Altar im heutigen Zustand
(Foto 3: Restaura im Auftrag des Thermenmuseums)
Umzeichnung (Archiv des Thermenmuseums; Foto 4: Minis & Schorn)
234
J. MINIS & S. SCHORN
Seiten des Altars links und rechts vom Betrachter aus gesehen
(Fotos 5 & 6: Restaura im Auftrag des Thermenmuseums)
Material stammt wahrscheinlich aus einer nahegelegenen Sandsteingrube
des Wormdal (Wurmtal). Der Altar ist in drei Teile zerbrochen, Breite:
ca. 52 cm, Höhe: max. 54 cm, die ursprüngliche Höhe ist unbekannt;
Tiefe: 17 cm. Das Schriftfeld wird von einer Leiste eingefaßt, die oben
5 cm breit ist und deren Breite an den Seiten nicht mehr exakt feststellbar
ist. Über dem Schriftfeld sind noch Reste eines Reliefs aus Blättern und
eines Giebels erkennbar. Der Altaraufsatz ist noch ca. 10 cm hoch und
noch ca. 43 cm breit. An den Seiten des Altars befindet sich jeweils ein
Relief, das ein Füllhorn mit einem Pinienzapfen, einem Granatapfel und
anderen Früchten darstellt.
Der Text der Inschrift ist stark verwittert und kaum noch lesbar. In
Z. 1 ist vom F noch die obere Hälfte erhalten, doch wurde früher F mit
Sicherheit gelesen; die senkrechte Haste des R, die laut der Dokumentation des Museums früher gelesen wurde, ist nicht mehr zu sehen; V
ist sicher. In Z. 2 ist vom N nur die linke senkrechte Haste zu erkennen;
das M direkt unterhalb des V ist sicher; danach ist wohl nichts ausgefallen. In Z. 1 ist die Buchstabenhöhe 5 cm; V ist ca. 5 cm breit; in
Z. 2 beträgt der Abstand zwischen den Spitzen des M 4,5 cm, die Höhe
ist 5 cm.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
235
Dies genügt, um den Stein als Weihung an Fortuna zu identifizieren,
eine Identifizierung die auch gestützt wird durch das Vorhandensein von
Füllhörnern auf den Seiten und durch den Fundort (s. unten):60
Auf dem Altar ist zu lesen:
F̣[ort]uṇ[ae.]M
---
Die Worttrennung Fortu|nae zu Beginn von Weihungen ist häufig und
auch in den germanischen Provinzen zu finden.61 Zu welchem Wort das
M gehörte, ist nicht sicher. Entsprechend dem üblichen Formular solcher
Weihungen erwartet man an dieser Stelle eines der vielen Epitheta der
Fortuna62 oder den Namen des Stifters. Unwahrscheinlich ist die abgekürzte Weiheformel v(otum) s(olvit) m(erito), bei der man, wie bei der
Inschrift des Marcus Sattonius Iucundus (s. unten), von der Schreibung
Fortu|n(a)e ausgehen müßte. Aber im allgemeinen ging einer solchen
Formel der Name des Stifters voran.63 Da sich keines der bekannten Epitheta für Fortuna hier anbietet, ist es wohl am wahrscheinlichsten, vor M
vacat oder Punktierung anzunehmen und in M das Praenomen M(arcus)
zu sehen. Dann war der Stifter, wie zu erwarten (s. unten), römischer
Bürger und hieß wie Sattonius zufälligerweise ebenso Marcus; für eine
Identifizierung mit ihm fehlen Anhaltspunkte.
60
Laut der Dokumentation des Museums war Julianus E. Bogaers der erste, der diese
Identifizierung vorschlug. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß hier von Fortunae im Plural
auszugehen ist wie in der Weihinschrift für die Fortunaesalutares, Aesculapius und Hygia
aus Bonn-Bad Godesberg (CIL XIII 7994).
61
AE 2005, 1070 = Schalles (2006) 86-87 (Nr. 1) (Xanten; Mitte 2.-Mitte 3. Jh. n.
Chr.): Deae|Fortu|naeM()N()|v(otum)s(olvit)l(ibens)m(erito)(wohl ursprünglich
aus den Thermen; auf einer Seite ebenso ein Füllhorn); CIL XIII 6597 (Miltenberg): Deae
Fort[u]|naesacrum|Sempronius|Martialispraef(ectus)|v(otum)s(olvit)l(ibens)l(aetus) m(erito); CIL XIII 6675 (Mainz): Fortu|nae | [---]+ipṭịmo|ṇịus Ca[---]; CIL XIII
11774 (Stockstadt): DeaeFortu|naeSuperae|A{a}rmipotenti|Sacconiu[s]|Iustu[s]|
Ambaxtus|aedemcum|aradesu{u}of(ecit)|v(otum)s(olvit)l(ibens)l(aetus)m(erito)
{p}As|proetAs||p||roco(n)s(ulibus)|Idi(bus)Oct(obribus).
62
Zu den Epitheta s. Kajanto (1981) 509-518 mit Ergänzungen in Kajanto (1983); zu
den Epitheta in den germanischen Provinzen s. Kajanto (1988a) 576-583; vgl. Stoll (1992)
I 158-159.
63
Name des Stifters nach der Formel VSLM o.ä. ist selten: I.It. XI 1, 4 = AE 2000,
634: Fortunae | v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) | Hermes | serv(us?); AE 1966, 417:
Fortu|na(e) | votum sol(vit) || l(i)b(ens) a(nimo) | Romana | Antonia; CIL XI 6494a:
F(orti) F(ortunae) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) | Trasius (oder T.Rasius) Blas|tus;
vgl. CIL V 3899: Fortu|n(a)ev(otum)s(olvit)|l(ibens)m(erito) und Stoll (1992) I 158
über die Häufigkeit des Stifternamens bei Weihungen für Fortuna.
236
J. MINIS & S. SCHORN
Füllhörner waren geläufige Verzierungen, die im Zusammenhang mit
unterschiedlichen Gottheiten Verwendung fanden. Sie sind Zeichen der
Fruchtbarkeit, der Gesundheit und ganz allgemein des Wohlergehens.
Dies erklärt ihre häufige Verwendung im Zusammenhang mit Schicksalsgöttinnen wie Fortuna, wenngleich sie nicht auf solche beschränkt ist.
Ihre Bedeutung ist hierbei: “Die Göttin möge mit und aus diesem Füllhorn ihren Segen über den Stifter … reichlich und unversiegbar ausgießen.”64 In jedem Fall stützt die Ikonographie die Identifikation des Steins
als Fortuna-Altar.
Eine genauere Datierung der Inschrift als in das 2./3. Jh. scheint nicht
möglich zu sein, da zu wenige Buchstaben erhalten sind und die Ikonographie nicht genügend aussagekräftig ist.65
Unser Text ist nicht die erste Weihinschrift für Fortuna aus den Heerlener Thermen. Schon seit längerem bekannt ist die bereits erwähnte
Weihung eines Ratsherrn der Colonia Ulpia Traiana/Xanten, zu dem
Coriovallum administrativ gehörte, für Fortuna anläßlich der von ihm
finanzierten Renovierung des Bades:
Fortun(a)e[±6]|M(arcus)SattoniusỊ[ucun]|dusdec(urio)c(oloniae)
U(lpiae)T(raianae)balị[neo]|re{s}stitut[o]v(otum)s(olvit)l(ibens)
[m(erito)].66
Der Fortuna [---] hat Marcus Sattonius Iucundus, Stadtratsmitglied der
Colonia Ulpia Traiana, durch die Restaurierung des Bades sein
Gelübde gern und zurecht eingelöst.
Die Ergänzung des Epithetons der Fortuna in der Erstausgabe als [reduci],
die von den meisten späteren Herausgebern akzeptiert wurde,67 ist unsicher. Wenn sie das Richtige trifft, handelt es sich hier nicht, wie in den
meisten Fällen, um die Gottheit, die den Kaiser oder Soldaten auf Reisen
in die Ferne beschützt (die “zurückführende Fortuna”), sondern um die
64
Siehe Bauchhenß (2013) 145-147 (zur Verwendung in der Germania Inferior; Zitat
dort, S. 146); Stoll (1992) I 219 (zu Weihungen aus Kastellen); allgemein zur Ikonographie s. Lichocka (1997) 32-34 und passim; Rausa (1997); für Füllhörner bei Fortuna-Weihungen s. die Beispiele in Schalles (2006) 86 Anm. 4.
65
Betrieb der Thermen von der Mitte des 1. Jh. n.Chr. bis Anfang des 4. Jh.s (?); die
meisten Weihinschriften für Fortuna aus Germanien stammen aus dem späten 2. und
3. Jh.; s. Kajanto (1988a) 558-559.
66
AE 1959, 9.
67
In AE 1959, 9; Nesselhauf & Lieb (1959) 209-210 (Nr. 247); ebenso Schalles
(2008) 333. Zweifel bei Noethlichs (2013) 358: “Der Grund [scil. für die Ergänzung] ist
nicht ersichtlich. Vielleicht hieß es einfach Fortunae Sacrum wie in CIL 13, 8609 aus
Xanten (AE 1998, 968 und 970)?”
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
237
Schutzgottheit der Bäder, die auch anderswo im Zusammenhang mit
Renovierungen genannt wird, hier demnach zu verstehen wäre als die
“wiederherstellende Fortuna”.68 Man identifiziert in der Nachfolge des
Erstherausgebers Bogaers den Stifter oft mit einem Sattonius Iucundus,
primipilus der legio III, der zwischen 256 und 258 in Lambèse eine
Weihinschrift für Mars aufstellen ließ. Dies führt auf einenterminuspost
quem für die Renovierung der Thermen von ca. 260, die dann von Bogaers an das Ende des 3. Jh.s gesetzt wird, was zu einer unabhängig von
dieser Inschrift konstatierten Bauphase van Giffens passen soll.69 Letzteres ist bei dieser Deutung aber zweifelhaft, da van Giffen diese Bauphase
auf „ab ca. 200“ datiert.70 Da man im allgemeinen älter als 50 Jahre alt
war, bevor man den Rang eines primipilus erreichte, hätte die Renovierung durch diesen Mann nicht allzu spät im 3. Jh. stattfinden können. Die
Identifizierung beider Sattonii ist aber sehr unsicher, und Faure hat gute
Argumente vorgebracht, die sie als zweifelhaft erscheinen lassen.71 Die
Sattonius-Inschrift sollte daher nicht mehr für eine zeitlich enge Datierung der Renovierung der Thermen herangezogen werden, und man wird
sich vorerst mit der paläographischen Datierung der Inschrift zufriedengeben müssen, die auf die zweite Hälfte des 2. und das 3. Jahrhundert
weist.72
Ein drittes Zeugnis für den Fortunakult in den Thermen stellt das bisher unveröffentlichte Fragment eines Füllhorns aus grauweißem Kalkstein dar (Höhe: 11,1 cm; Breite 8,7 cm; Dicke 7,2 cm), das an der Südseite der Coriovallumstraat auf dem Thermengelände gefunden wurde
und sehr wahrscheinlich zu einer Fortunastatue gehörte.73
68
S. Kajanto (1988a) 571-572 mit Belegen. Nicht ganz deutlich Schalles (2008) 333.
So Bogaers (1957) 51-52; vgl. Nielsen (1990) II 21 (Nr. C 154): Restaurierung um
250 n. Chr. – Ähnlich Dodt (2003) 169: “Für eine Datierung der zweiten Bauperiode in
die Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. bietet eine parallele Nennung des Sattonius Iucundus
den einzigen, jedoch schwachen Anhaltspunkt.”
70
Van Giffen (1948) 225-226 (Bauphase “ca. 200 n.Chr.”), 234-235 (Bauphase “aanvangend ca. 200”).
71
Faure (2010) 157-160. Nach seiner Rekonstruktion war der Sattonius aus Lambèse
zwischen Oktober 253 und 256 primipilus.
72
S. Nesselhauf & Lieb (1959) 210 (Nr. 247): “Ende des 2. oder 3. Jahrhundert (vielleicht um 260)” (Letzteres wegen der möglichen Identifizierung mit dem primipilus);
Spickermann (2008) 224: Weihung “wahrscheinlich im 3. Jahrhundert”; Panhuysen
(2015) 89-90, 98: um 200 (ohne Begründung). Prof. Dr. Matthäus Heil (Berlin, CIL) teilt
uns auf unsere Nachfrage mit, daß er auf der Basis der Paläographie eine Datierung ins 2.
oder 3. Jh. für wahrscheinlich erachtet. Wir danken ihm herzlich für seine Hilfsbereitschaft.
73
Inventarnummer: 24039; gefunden 1957.
69
238
J. MINIS & S. SCHORN
Es überrascht nicht, daß der Fortunakult in den Heerlener Thermen
offensichtlich recht populär war. Kajanto hat gezeigt, daß er in Provinzen
mit starker militärischer Präsenz, und hier vor allem in Germanien, am
weitesten verbreitet war, während er in Provinzen ohne größere Heeresverbände schwach ausgeprägt war. Er hat dies überzeugend darauf
zurückgeführt, daß es sich dabei um einen genuin römischen Kult handelte, der vor allem unter Soldaten sehr beliebt war, die des Beistandes
der Glücksgöttin in besonderem Maße bedurften, wenngleich die Verehrung der Fortuna nicht auf Soldaten beschränkt war. Insbesondere in
Germanien wurden viele Weihungen für Fortuna in Thermen gefunden
(gelegentlich mit Epitheta wie balnearis, respiciens, conservatrix, redux
etc.).74 Auch in der Nähe der Xantener Thermen wurde vor kurzem ein
simpler Altar für Fortuna entdeckt, der auf einer Seite ein Füllhorn aufweist: Deae|Fortu|naeM()N()|v(otum)s(olvit)l(ibens)m(erito).75
Fortuna war die Beschützerin der persönlichen Gesundheit und auch der
Thermen selbst als der Orte, die der Erholung und Genesung dienten, was
sich beides sehr gut im epigraphischen Befund widerspiegelt.76 Während
Fortuna-Weihungen in militärischen Bädern sehr häufig bezeugt sind,
spielen sie, wie Stoll betont hat, in zivilen Bädern nur eine untergeordnete Rolle.77 Ihre mit drei Belegen ausgesprochene Prominenz in den
Heerlener Thermen kann als Hinweis darauf gesehen werden, daß in diesen zivilen Thermen mit einer starken Präsenz von Soldaten oder Veteranen (siehe oben) zu rechnen ist. Diese Annahme scheint Bestätigung
74
Grundlegend Kajanto (1988a); wichtig auch Stoll (1992) I 158-162, 193-196, 217220; vgl. Weisgerber (1975) 110-112, 123-125; Schalles (2008) 333.
75
Siehe Anm. 54. Eine weitere Weihinschrift für Fortuna aus Xanten in CIL XIII 8609.
76
S. Kajanto (1988a) mit einer Liste der epigraphischen Belege auf S. 576-583; für
die ikonographischen Belege s. dort, S. 556 Anm. 17. Er erklärt aber (S. 573-574) die
Prominenz des Fortunakultes in Bädern der Frontregionen auch noch damit, daß die Bäder
“hallmarks of Roman civilization” waren, die in solchen Gebieten von den Römern besonders geschätzt worden seien. Etwas anders Birley (1986) 25. Siehe zum Fortunakult (v.a.
in Germanien) auch Kajanto (1988b) v.a. 45-46. Im gallischen Bereich wurden kleine
Standbilder der sitzenden Fortuna mit Füllhorn in Bädern, Quellen und Brunnen gefunden,
bei denen diese Ikonographie zur Darstellung einer einheimischen Quell- und Heilgöttin
verwendet wurde; dazu s. die Zusammenstellung in Weisgerber (1975) 111, 123-124; vgl.
Leunissen (1986) 176-178.
77
Stoll (1992) I 158, 194-195, 219 unter Hinweis auf Manderscheid (1981), der für
zivile Thermen nur sieben Weihungen verzeichnet; allerdings weist Stoll (219) darauf hin,
daß Manderscheid “die NW-Provinzen nur lückenhaft mit erfaßt”; dennoch dürfte die
Beobachtung in der Tendenz stimmen. Vgl. Perea Yébenes (1997) v.a. 154-161; González
Fernández (2003) v.a. 379-382.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
239
zu finden durch eine Vielzahl militärischer Kleinfunde auf dem Areal,78
zu denen das bereits oben erwähnte mögliche Benefiziarierabzeichen
gehört. Da in den allermeisten Fällen keine Datierung des Fundmaterials
verfügbar ist, muß noch offenbleiben, welche Objekte aus der Zeit des
Thermenbetriebs stammen und welche aus der Spätantike, als die Thermen oder ein Teil davon Teil der Befestigungsanlage waren, zu der auch
die Spitzgräben gehörten.
Eine zweite Erklärung für die Häufigkeit der Fortuna-Weihungen
bietet sich an, die keineswegs im Gegensatz zur ersten zu stehen
braucht. Coriovallum lag an der Kreuzung zweier großer Fernstraßen.
Daß hier zahlreiche Beschwerden als Folge langer Reisen zu kurieren
waren, liegt auf der Hand. Wir wissen, daß in Thermen auch medizinische Behandlungen durchgeführt wurden, und Funde von Skalpellen
und anderem Operationsbesteck werden als Hinweise darauf gesehen,
daß in Thermen chirurgische Eingriffe vorgenommen wurden. Als Orte,
an denen sauberes und fließendes Wasser in ausreichender Menge vorhanden war, bieten sie sich dafür in der Tat an.79 Auch in Heerlen
wurde in den Thermen viel kosmetisch-medizinisches Gerät gefunden,
außerdem ein Skalpellgriff. Da er keiner modernen wissenschaftlichen
Grabung entstammt, ist nicht sicher, ob er in die Zeit datiert, als die
Thermen im Betrieb waren, wenngleich dies sehr gut möglich ist.80 Der
Okulistenstempel des L. Iunius Macrinus, der in Heerlen am Valkenburgerweg gefunden wurde und sich heute in Brüssel befindet, bezeugt
zudem die Tätigkeit dieses (Augen)arztes im 3. Jh. (?) in Coriovallum.81 Es ist daher zu vermuten, daß die Thermen von Coriovallum
mehr, als bisher angenommen wurde, der medizinischen Versorgung
Reisender und der lokalen Bevölkerung dienten, was ebenso die Verehrung der Fortuna an diesem Ort erklären kann.
78
Sie sind zumeist unveröffentlicht; einige Bilder in Jamar & Gielen (1977) 37
Abb. 49 (ohne Datierungen; daher ist unsicher, ob sie aus der Zeit stammen, in der die
Thermen noch in Betrieb waren).
79
Künzel (1986; 1991). Weitere Literatur in Köhler (2013) 259-260. Wichtig aber
die Modifizierungen von Künzels Interpretation in Hoss (im Druck 1) und in Whitmore
(im Druck). Wir danken Dr. Dr. Stefanie Hoss (Köln) für den Hinweis auf diese Publikationen.
80
Ein Großteil der Funde ist noch unveröffentlicht. Wir danken Dr. Karen Jeneson
(Heerlen) und Dr. Dr. Stefanie Hoss (Köln) für Informationen über diese Funde; einige
Funde kosmetisch-medizinischen Geräts aus Heerlen beschreibt Ulrich (1966).
81
CIL XIII 10021.109 = Voinot (1981) 236-237 (Nr. 117).
240
J. MINIS & S. SCHORN
3) BLEIETIKETT
Vorderseite und Rückseite
(Fotos 7 & 8: Restaura im Auftrag des Thermenmuseums)
Leicht verbogenes Bleietikett (Inventarnummer: 23586); maximale
Länge: 5,2 cm, maximale Höhe: 2 cm, maximale Dicke: 2 mm. Dies
entspricht in etwa der für solche Stücke üblichen Größe.82 Das Etikett
wurde am 25.4.1996 in Heerlen bei Bauarbeiten an der Nordseite der
Uilestraat gefunden, als das große Bürogebäude links vom Parkhaus
errichtet wurde. Es befand sich in einer Abfallschicht unter einer Kieselschicht, etwa zwei Meter unter der Oberfläche. Die Funde aus dieser
Schicht datieren in das 1. Jh. n.Chr. Der Fundort liegt in unmittelbarer
Nähe der Thermen.
82
Zu den Maßen siehe z.B. Schwinden (1985) 121-122.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
241
Das Etikett ist auf beiden Seiten so beschrieben, daß sich die eingeschlagene Öse (Durchmesser: ca. 2 mm) auf beiden Seiten links des Textes befindet. Man las den fortlaufenden Text also, indem man das Etikett
um seine Längsachse drehte. Auch dies ist bei solchen Etiketten üblich.83
Der Text wurde mit einem stilus ins Blei eingeritzt; Buchstabenhöhe:
ca. 4 mm (das C auf der Rückseite in Z. 2: 6 mm).
Beim A ist die Querhaste stets durch einen senkrechten Strich ersetzt,
der größtenteils unterhalb des Λ steht.84 Auf der Rückseite steht das C in
der zweiten Zeile halb in der ersten Zeile.
Auf dem Etikett ist zu lesen:
Vorderseite:
Rückseite:
ATTICUS
CORTICIVM
PXCII AXXXIII
C
Die Funktion solcher Etiketten, die in großer Zahl bekannt, aber vielfach
noch nicht oder nur unzureichend publiziert sind, hat Frei-Stolba treffend
umschrieben. Sie “dienten offenbar für die kurzfristige Kennzeichnung
eines Gegenstandes, eines Paktes [lies: Pakets], einer Warenlieferung
usw. und wurden immer dann verwendet, wenn man heute eine Etikette,
einen Zettel verwenden würde”.85 Sie wurden mittels Schnur oder Draht
durch das Loch an der Ware befestigt. Es gibt zahlreiche Formen des
Formulars. Die Texte sind oft schwer verständlich, da unbekannte Abkürzungen verwendet werden und die Etiketten Bereichen der Produktion
und des Handels entstammen, die uns nicht mehr kenntlich sind und mit
deren Abläufen wir nicht vertraut sind.86 Eine vergleichsweise gut zu
verstehende Gruppe Etiketten nennt (in dieser Reihenfolge) den Produzenten/Lieferanten, das Produkt, die Menge und den Preis, wobei die
Vorderseite dann meist den Produzenten/Lieferanten und das Produkt
83
Vgl. z.B. Römer-Martijnse (1990) 9; (1997) 5.
Diese Form ist z.B. auch in den pompeianischen Wandinschriften zu finden; siehe
CIL IV, Tafel I, Form I 2 b; für Bleitäfelchen s. Egger (1961-1963) 186 (auch 1. Jh.
n.Chr.).
85
Frei-Stolba (1984) 127. Über den Bestand der Überlieferung dort, S. 135-136;
Römer-Martijnse (1990) 231-233; Rouquette (2006) 304-305. Literatur in Weiss (1991)
211 Anm. 1-2. Zahlreiche Etiketten sind nun ediert in Radman-Livaja (2014), einige auch
in Jacques & Hoët-Van Cauwenberghe (2010).
86
Musterbeispiele für die Verständnisschwierigkeiten liefern die vielen Etiketten aus
Kalsdorf in der Steiermark in Römer-Martijnse (1990) oder die Etiketten aus Oberwinterthur
in Frei-Stolba (1984). Die Namen im Nominativ auf den Etiketten in Römer-Martijnse (1997)
scheinen eher die Auftraggeber zu bezeichnen, wie die Herausgeberin (S. 23) vermutet.
84
242
J. MINIS & S. SCHORN
oder nur ersteren enthält.87 Oft steht der Name des Produzenten/Lieferanten im Genitiv und der des Produkts im Nominativ,88 doch gibt es auch
Fälle, in denen ersterer im Nominativ und das Produkt im Akkusativ
steht.89 Zu dieser Gruppe gehört allem Anschein nach unser Etikett.
Das gelieferte Produkt war hier corticium. Als Substantiv ist das Wort,
das von cortex (“Kork, Rinde”) abgeleitet ist, in dieser Form nicht
bezeugt. Doch scheint dasselbe Produkt in einem anderen Warenetikett
aus Trier erwähnt zu werden. Sein erster Herausgeber Schwinden las es
folgendermaßen:90 Vorderseite: MARTI|CORTIIX; Rückseite: PXVIII
| (Zeichen für Denare oder Sesterzen) I. Er interpretierte es als Marti |
cortex (oder weniger wahrscheinlich corticx) | p(ondo)XVIII|(sestertii
oderdenarii)I. Bei cortex könne es sich um Kork oder Rinde handeln.
Weiß schlägt auf der Basis des Fotos in der Edition vor, Marti|corticu(m)zu lesen. Er lehnt die Interpretation des Zeichens auf der Rückseite
als Denarzeichen ab, diejenige als Sesterzzeichen erachtet er als möglich,
aber unsicher.91 In corticum sieht er eine Nebenform des Adjektivs corticeus oder corticius (“aus Kork”), wobei letztere aber nicht belegt sei. Corticum bezeichne ein nicht näher zu bestimmendes ‘cortex-Produkt’. Inzwischen ist das Adjektiv corticius aber in Vindolanda bezeugt, wo von saga
corticia die Rede ist. Adams geht hier in überzeugender Weise von einer
Weiterentwicklung der Bedeutung von “aus Rinde” zu “mit Rinde bearbeitet, gegerbt” aus. Es handle sich um lederne Mäntel.92 Bei der Lieferung
in unserem Etikett ging es daher wohl um ein Kork- oder Rinden-Produkt.
Bevor die Frage nach der Identität des Produktes weiter behandelt werden
kann, ist zunächst auf den Text der Rückseite einzugehen. P ist als p(ondo)
zu verstehen;93 92 römische Pfund entsprechen 30,1254 Kilogramm. Das
folgende A bedeutet dann a(sses/ssibus). Daß ein Preis mit 33 Assen und
nicht in Denaren (d.h. 2 Denare, 1 As) angegeben ist, mag verwundern;
Preisangaben in Denaren sind zudem häufig in solchen Texten.94 Doch
87
Produzent/Lieferant und Produkt auf Vorderseite z.B. auf den drei Etiketten in Schwinden (2004) 87-90. Nur Produzent auf der Vorderseite auf den Etiketten in Egger (1961-1963).
88
Z.B. auf den drei Etiketten in Schwinden (2004) 87-90; AE 1991, 330; AE 1991,
332; AE 1985, 681a mit der Korrektur in Weiss (1991) 218.
89
Z.B. bei den Nr. 1, 2-4 und 6 in Eggen (1961-1963); AE 1991, 331.
90
Schwinden (1985) 134-137, hier 134 = AE 1985, 681d.
91
Weiss (1991) 219. Diese Lesung übernommen in EDCS-08300469.
92
AE 1996, 957 mit Adams (2007) 606-609.
93
Zu P = p(ondo) auf den Bleietiketten s. Römer-Martijnse (1990) 218.
94
Denare z.B. in den Etiketten in Egger (1961-1963); Römer-Martijnse (1997) 28
(Tabelle). Der Preis scheint selten in Sesterzen angegeben zu sein; Sesterzen neben
anderen Einheiten in den Nr. 1-5 in Egger (1967).
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
243
finden sich Parallelen für Preisangaben in Assen auch für Beträge, die über
den Wert eines Denars oder Sesterzes hinausgehen.95 Dies ist vielleicht
damit zu erklären, daß man eine Preisangabe in zwei unterschiedlichen
Nominalen vermeiden wollte.
Unerklärt muß C in Z. 2 bleiben, das halb in Z. 1 hineinragt. Seine
Position spricht für eine Abkürzung mit Bezug auf den Produktions- oder
Handelsvorgang. Die genauen Details darüber entgehen uns, da wir nicht
wissen, ob wir in Atticus den Produzenten/Lieferanten, Zwischenhändler/
Großhändler oder Einzelhändler vor Ort zu erblicken haben. Der Name
ist nicht selten in Germania Inferior; keiner der uns bekannten Träger des
Namens kommt für eine Identifizierung in Frage.96
Der Preis ist mit 33 Assen für 92 Pfund sehr niedrig und entspricht
ca. 0,36 Assen pro Pfund. Wenn man das Zeichen auf dem Trierer Etikett
als Zeichen für Sesterzen versteht, was möglich zu sein scheint,97 kostete
das dortige cortex-Produkt 4 Asse für 18 Pfund, d.h. 0,22 Asse pro Pfund.
Zieht man regionale Preisunterschiede und die unterschiedliche Datierung in Betracht,98 ist es gut möglich, daß es sich beide Male um dasselbe
Produkt handelte.
Schwinden hat ausführlich die Verwendung von Kork und Rinde in
römischer Zeit besprochen.99 Von den dort genannten Arten der Verwendung denkt man im Fall von Heerlen zunächst an Verschlüsse von Öl- und
Parfümfläschchen im Zusammenhang mit dem Thermenbetrieb oder an
solche für Krüge, die in Heerlen in großer Stückzahl produziert wurden.
Dann wäre cortic(i)um als Kork(verschluß) zu deuten. 30 Kilogramm
unbehandelter Kork haben ein Volumen von ca. 250 Litern,100 was viel zu
viel für Öl- oder Parfümfläschchen allein ist.101 Aber als Bestellung eines
95
Z.B die Bleietiketten: AE 2006, 796: Sever(us)|P(ubli)ser(vus)||p(ondo)XVIII|
a(sses) LXV (unbekanntes Produkt); AE 2004, 947: Saecurii | passeri || p(ondo) IIX |
a(sses)XỊỊX̣ (unwahrscheinlicher XỊỊ; der Herausgeber L. Schwinden schreibt a(sses?));
AE 1996, 1086a-b: Turtu(res)|XII||minuti|l(ibrarum)XIIIa(ssibus)|XXIIII. Auch die
Preisangaben für Prostituierte in den pompeianischen Graffiti sind oft in Assen angegeben,
z.B. CIL IV 8812: Arruntius|XXVII|a(ssibus).
96
Kakoschke (2006-2008) II 1, 133-135 (CN 360) hat 9 Belege für Germania Inferior.
97
Es handelt sich um die linke Hälfte eines H, gefolgt von einem spiegelverkehrtem S.
98
Schwinden (1985) 137 datiert das Trierer Etikett mit aller Vorsicht aus paläographischen Gründen ins 2. Jh. n.Chr.
99
Schwinden (1985) 136-137; vgl. schon Blümner (1879) 264-266; Makkonen (1969)
35-37.
100
Information erhalten vom Korkhändler Kurk24 (www.kurk24.nl), dem wir herzlich
danken.
101
Bei einem Volumen von 1,5 cm3 pro Korkverschluß reicht die Bestellung für
170000 Stück.
244
J. MINIS & S. SCHORN
der vielen lokalen Keramikproduzenten wäre die Lieferung denkbar, wenn
man annimmt, daß dieser seine Gefäße mit Deckeln oder Stöpseln verkaufte. Wenngleich Korkdeckel für Keramik belegt sind, wurden solche
Gefäße jedoch häufiger mit keramischen oder hölzernen Verschlüssen versehen.102 Zudem scheint der Preis für Kork zu niedrig zu sein, wenn man
bedenkt, daß er aus dem westlichen Mittelmeergebiet importiert werden
mußte und hier, wie es scheint, nicht mehr das Rohprodukt, sondern ein
verarbeitetes Produkt verkauft wurde. Daher handelte es sich bei corticium
wohl um ein Produkt aus Rinde. Schwinden verweist für ihre Verwendung
auf Plin. nat. 16.35:
Auch die Rinde der Buche, der Linde, der Tanne und der Kiefer wird
von den Bauern viel verwendet. Sie stellen daraus Gefäße, Körbe und
Bütten her zum Sammeln der Ernten und zur Weinlese, auch Wetterdächer für ihre Hütten. (Übers. Roderich König/Joachim Hopp).
Auch für Sohlen von Sandalen,103 Bienenstöcke104 und zum Gerben
von Tierhäuten wurde Rinde verwendet,105 die Rinde der Linde außerdem
für Bänder.106 Daß corticium angesichts des niedrigen Preises Gefäße o.ä.
bezeichnet, ist unwahrscheinlich; es kann sich aber um Rinde handeln,
die bereits zu einem der oben genannten Zwecke vorbereitet wurde, etwa
indem sie zurechtgeschnitten oder auf bestimmte Teile reduziert wurde.
Besonders attraktiv ist aufgrund der Parallele aus Vindolanda ein Bezug
zur Lederproduktion. Für die Gerbung wurde zumeist gemahlene Eichenrinde verwendet. Man könnte daher im Hinblick auf den Gerbprozeß bei
corticium an gemahlene oder von der Borke befreite Rinde denken,107
was mit dem niedrigen Preis vereinbar wäre.
Ein Zusammenhang mit dem Gerben von Leder wird vielleicht auch
durch zooarchäologische Untersuchungen in der Umgebung des Fundorts
102
Zu den Verschlüssen s. z.B. Koehler (1986); Cashman e.a. (1999); Bos e.a. (2000);
Denecker & Vandorpe (2007). Hölzerne Zapfen und Deckel: Fellmann (1991) 29, 37 (H
63-65); Hedinger & Leuzinger (2002) 105-107 (Nr. 52-61; Nr. 61 aus Kork).
103
Hinweis von Dr. Carol van Driel-Murray (Leiden).
104
Plin. nat. 21.80.
105
Siehe Blümner (1912) 267-268; Kupferschmid (2001) 28; Adams (2007) 606-609.
Zur Verwendung von Eichenrinde in der Altgrubengerbung noch heute s. http://www.
lederpedia.de/veroeffentlichungen/altgrubengerbung_-_die_traditionelle_gerbung_mit_
eichenrinde. Grundlegend zur Lederproduktion in der Antike sind die Arbeiten von van
Driel-Murray, z.B. (2001), (2008), (2011). Zur Lederproduktion und -verarbeitung in der
südlichen Germania Inferior s. Rothenhöfer (2005) 185-188.
106
Plin. nat. 16.65.
107
Siehe dazu z.B. Bergmann e.a. (1931).
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
245
gestützt. Maaike Groot hat den Fund einer größeren Anzahl von Knochenzapfen von Rinderhörner in ‘Haus 1A’ an der Nordseite der Thermen, das sich in unmittelbarer Nähe zum Fundplatzes des Warenetiketts
befindet, als möglichen Hinweis auf das Gerben von Leder oder Hornbearbeitung interpretiert.108 Dieses Material gehört wie unser Fund in das
1. Jh. n.Chr. Auch hat sie die Reste von Fuß- und Kopffragmenten von
Schafen oder Ziegen in ‘Grube 7’, die sich ebenfalls in der Nähe befindet, als möglichen Hinweis auf diese Tätigkeiten gesehen.
Carol van Driel-Murray teilt uns mit, daß für die Gerbung von Leder
große Mengen an zerkleinerter Rinde (Gerberlohe) erforderlich waren.
Man geht etwa vom 5,5-fachen des Gewichts der Haut oder von 3-4 Kilo
pro Haut aus, aber auch weit höhere Mengen sind in Berechnungen zu
finden. Eine professionelle Gerberei benötigte daher viel mehr als die
hier gelieferten 30 Kilo.109 Es könne sich aber, so van Driel-Murray, um
die Lieferung eines einzelnen Landarbeiters handeln. Noch attraktiver ist
ihr Vorschlag, corticium als ausgelaugte Rinde zu interpretieren, die
bereits zum Gerben verwendet worden ist, den sogenannten Lohkuchen.110 Für die spätere Zeit ist bezeugt, daß dieses Material gepreßt,
getrocknet und als Düngemittel oder Brandstoff verkauft wurde. Eine
solche Deutung würde in der Tat den Namen, die kleine Menge, den
geringen Preis und den Verkauf in unmittelbarer Nähe einer Gerberei
erklären.
Sowohl die Interpretation des zooarchäologischen Befunds als auch die
des Warenetiketts als Hinweise auf Gerberei müssen natürlich hypothetisch bleiben. Durch die Nähe der beiden Fundorte scheinen sie einander
aber zu ergänzen und zu stützen.111
108
Groot (im Druck). Wir danken Frau Dr. Maaike Groot (FU Berlin) für die Erlaubnis, die Resultate ihres Rapports schon an dieser Stelle zu verwenden.
109
Email vom 14.3.2018. Wir danken Frau Dr. Carol van Driel-Murray (Leiden) für
die Auskunft.
110
Hierzu siehe auch van Driel-Murray (2011) 79.
111
Diese Interpretation würde noch an Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn man den
ersten Namensbestandteil von Coriovallum von lateinisch corium (“Haut, Leder”) ableiten
könnte, was dann auf eine besondere Bedeutung der Lederproduktion weisen könnte. Doch
geht man hier allgemein von einem keltischen Bestandteil (corio = “Heer”) aus; zur
Etymologie siehe etwa Tummers (1962) 14-18; (1965); Weisgerber (1969) 240-241, 351,
355-356; Delamarre (2003) 125, s.v. corios. Im zweiten Bestandteil sieht man entweder
das lateinische vallum (“Mauer”; so z.B. Delamarre a.a.O.: “Muraille-Défensive”), oder
das keltische Suffix -allos, dem ein Übergangskonsonant vorangeht, wobei man dann den
Namen interpretiert als “Heeresstandort” (“legerplaats”, so z.B. Tummers, a.a.O.).
246
J. MINIS & S. SCHORN
Das Warenetikett ist also zu verstehen als:
Atticus | corticium||p(ondo)XCIIa(sses)XXXIII|C()
Atticus (hat) | corticium (= ein Rindenprodukt) (geliefert), || 92 Pfund
(zum Preis von) 33 Assen | C( )
4) GRAFFITO
AUF
PANZERVERSCHLUSSBLECH
Foto 9
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
Foto 10
Foto 11
247
248
J. MINIS & S. SCHORN
Foto 12
Foto 13
(Fotos 9-13: Restaura im Auftrag des Thermenmuseums)
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
249
Oberer Teil eines Panzerverschlußblechs aus Buntmetall (Inventarnummer: 4264); maximale Höhe: 7,5 cm, Breite: 6,5 cm. Es wurde 1940/41
an der Südseite der Coriovallumstraat auf dem Thermenterrain in der
nördlichen Ummauerung gefunden. Das Blech gehört (aus der Sicht des
Trägers) zur rechten Hälfte eines zweiteiligen Verschlusses;112 im oberen
Feld Rest eines Adlers, im mittleren Feld Minervakopf, das untere Feld
ist verloren. Man ordnet heute diese Verschlüsse nicht mehr der Paraderüstung der Reiter, sondern der gewöhnlichen Ausrüstung der Infanteristen zu, sowohl in den Legionen als auch in den Auxilia.113 Schamper
datiert unser Stück ins 2./3. Jh. n.Chr.114 Auf der vom Träger aus gesehen
linken Seite, parallel zum Schnurstabrahmen, der die beiden Bildfelder
einschließt, befindet sich ein bisher unbeachtetes Graffito, das mit einem
dünnen spitzen Gegenstand eingekratzt wurde; Buchstabenhöhe: 4-6 mm.
Das erste Wort steht links, das zweite rechts der Spitze des Helms der
Minervas. Es ist zu lesen:
]ỌNATIAQVẸ+
A ist beide Male ohne vertikale Haste geschrieben und gleicht einem
Lambda; die Querhaste des T ist sehr langgezogen und überragt das folgende I. Das Q ist teilweise von Korrosion überdeckt, aber gut kenntlich.
Was gewöhnlich ein Kreis ist, ist hier eckig und hat die Form einer
Raute; der Abstrich ist eine geradlinige Verlängerung der rechten oberen
Seite der Raute. Dieselbe Rautenform ist für das O anzunehmen, von dem
unterhalb des Lochs noch die untere Spitze der Raute und eine Linie in
der Bruchkante zu sehen ist. Vom V ist der rechte Arm gut sichtbar, der
linke wurde wegen des Rahmens etwas schwächer ausgeführt. Von der
Schrift danach sind nur die nahe beieinanderstehenden unteren Hälften
von zwei leicht schrägen Hasten zu sehen, die obere Hälfte der Schrift
ist durch die Öse weggefallen. In der Biegung der Öse sind noch Spuren
der beiden Hasten zu sehen. Ein Kratzer über dem Loch ist zu hoch, um
zur Schrift zu gehören. Rechts vom Loch befindet sich Korrosion. Am
112
Editionen und Diskussionen des Beschlags: Garbsch (1978) 78 (P 12), Taf. 36.5;
Garbsch (2000) 118 (Nr. 34); Schamper (2015) 50-51; 224 (C 2, Nr. 45); Hoss (im Druck
2) Kap. 2.3.
113
Siehe zur Zuordnung zur Infanterie Pfahl (2013); als Teil der Paraderüstung der
Reiter: Garbsch (1978) 33-34; als Teil der Kampfausrüstung der Reiter: Schamper (2015)
50-51.
114
Schamper (2015) 224, gefolgt von Hoss (im Druck 2) § 2.3; ebenso Garbsch (1978)
78. Nach Fischer (2012) 165 sind derartige Verschlüsse ab der 2. Hälfte des 2. Jh.s belegt.
250
J. MINIS & S. SCHORN
besten passen die Reste zum unteren Teil eines ‘gallischen E’ ( II ).115
Diese Lesung ist der Interpretation der Reste als ỊṬ vorzuziehen, da T
hier wenig wahrscheinlich ist. Seine Querhaste ist im ersten Wort sehr
lang. Von einer solchen ist aber auf der Höhe, auf der sie sich hier befinden müßte, nichts zu sehen. Auf dem hochauflösenden Foto erkennt man
gut, daß unter der Korrosion keine Linie eingeritzt war. Will man also
hier nicht eine andere Form des T annehmen als beim T davor, muß man
von dieser Lesung absehen. Die Deutung als ‘gallisches E’ ist zudem
attraktiv, da die Striche nahe beieinander stehen (was aber auch durch
Platzmangel erklärt werden könnte) und leicht schräg sind. Dies ist auch
sonst bei ‘gallischem E’ zu finden,116 während I und T in derselben Zeile
gerade Striche haben. Auch ỊC̣ wäre vielleicht möglich, doch ist kein
Wort aquic- bekannt. Danach ist eine leicht schräge, von unten nach oben
aufsteigende Linie zu sehen, die zu einem Buchstaben gehört, der wegen
des Rahmens nicht vollständig ausgeführt wurde. Sie paßt zu N oder A,
vielleicht auch zu einem schmalen S, wie Andreas Schaub vorschlägt.
Auf der Grundlage des oben Dargelegten ist daher Aquẹṇ(sis) oder
eventuell Aquẹ(n)ṣ(is) viel wahrscheinlicher als Aquịṭạ(ni).
Man kann die Wörter als Gentilnomen plus Cognomen interpretieren,
was aber wenig attraktiv ist, da für das Gentilnomen dann nur die äußerst
seltenen Donatius,117 Tonatius118 und Bonatius119 in Frage kämen. Daher
wird man im ersten Wort lieber ein Cognomen sehen, am ehesten das
häufige Donatus.120 Weniger wahrscheinlich sind die seltenen Coronatus121 und Conatius.122 Bei Aquensis handelt es sich um ein Cognomen,
das auch andernorts bezeugt ist.123 Daher liegt hier wohl eine Eigentümerinschrift vor, bei der zuerst der Zenturio und dann der Eigentümer
115
Zur Häufigkeit dieser Form des E auf instrumentumdomesticum s. Pfahl (2012) 41
mit Belegen.
116
Siehe CIL IV, Tafel I, Form III 4 und IV 11.
117
OPEL II 107 mit drei Belegen.
118
Solin & Salomies (1994) 189: nur AE 1949, 206.
119
AE 1993, 302; CIL III 10493e = TitAq II 876 (unsicher). Horonatius und Pomponatius (in Solin & Salomies (1994) 94, 146) sowie Aconatius (in ICUR X 27373) sind
wohl Phantomnamen.
120
OPEL II 107. Für Donatus verzeichnet Kakoschke (2010) 311-312 (CN 529) für
die Gallia Belgica 6 Belege, für die germanischen Provinzen hat Kakoschke (2006-2008)
II 1, 308-309 (CN 1117) 7 für Germania Inferior und 11 für Germania Superior.
121
Kajanto (1965) 351.
122
CIL III 12014,30 u.ö. Ganz unsicher sind die Cognomina Nonatius (CIL IV 10393)
und Antonatius (CIL XII 1194).
123
Kajanto (1965) 47, 208; Solin & Salomies (1994) 294; OPEL I 157; Kakoschke
(2006-2008) II 1, 115 (CN 266).
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
251
des Stücks jeweils mit dem Genitiv des Cognomens bezeichnet wird,
wobei natürlich offenbleiben muß, ob vom Zenturio auch das Gentilnomen erwähnt war.124 Im militärischen Bereich sind gepunktete Eigentümervermerke zwar weit häufiger als geritzte, doch kommen auch diese
gelegentlich vor.125
Zu verstehen ist das Graffito demnach als:126
[>(centuriae)D?]ọnatiAquẹṇ(sis)
(Eigentum) des Aquensis [aus der Zenturie des D?]onatus
Man könnte versucht sein, hier einen “Donatus aus Aquae” zu sehen und
einen Bezug zum nur 20 Kilometer entfernten Aachen herzustellen, für
das seit karolingischer Zeit die Namen Aquis, Aquisgrani, vicus/civitas/
urbs Aquensis, oppidum Aquense u.ä. bezeugt sind.127 Dagegen spricht
aber, daß auf den Inschriften anderer Brustpanzerbeschläge keine Herkunftsangaben zu finden sind und solche überhaupt auf Eigentümerinschriften äußerst selten sind.128
Unsere Namensangabe wurde eingeritzt, bevor das Befestigungsloch
eingeschlagen wurde. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine
sekundäre Lochung, die erforderlich wurde, da das ursprüngliche Loch
ausgerissen war.129 Leider läßt unser Stück keine sicheren Schlüsse auf
die Präsenz von aktiven Soldaten oder Veteranen in Coriovallum zu, da
derartige Stücke auch in zivilen Kontexten gefunden wurden, wo sie, wie
es scheint, als Altmetall wiederverwendet wurden.130 Allerdings ist zu
124
Vgl. Pfahl (2012) 48. Aber die Verwendung des Nominativs ist auf Ausrüstungsteilen ebenfalls häufig: Schamper (2015) 73-74 (mit einer unkorrekten Deutung der
Namen im Genitiv).
125
Liste in Pfahl (2012) 50 mit Anm. 1761. Eine geritzte Inschrift auf einem Brustpanzerbeschlag in Pfahl (2013) 136, Nr. 19.
126
Zum Verständnis der Inschrift haben die freundlichen Hinweise von Prof. Dr. Markus Scholz (Frankfurt am Main), PD Dr. Stefan F. Pfahl (Düsseldorf) und Dr. Marcus
Reuter (Trier) maßgeblich beigetragen. Wir danken außerdem Dr. Andreas Schaub
(Aachen) für die Herstellung von hochauflösenden Fotos und die Vermittlung der Kontakte zu den Spezialisten.
127
Zum antiken Namen Aachens siehe Galsterer (1992-1993) 22-23; vgl. Schaub
(2013) 135. Diskussion der mittelalterlichen Bezeichnungen in Schiffers (1923) 3-10;
Cramer (1923/1925) 183-187; Mann (1984) 1-11.
128
Wir danken den oben, Anm. 126, genannten Spezialisten für ihre Hinweise und die
Argumente, die gegen eine solche Interpretation sprechen.
129
Hinweis PD Dr. Stefan F. Pfahl (Düsseldorf).
130
Hinweis Dr. Marcus Reuter (Trier); zur sekundären Verwendung von Metallschrott,
darunter auch Beschläge, siehe Pfahl & Reuter (1996) v.a. 124, 126-128, 140.
252
J. MINIS & S. SCHORN
bedenken, daß es zu der größeren Gruppe militärischer Kleinfunde vom
Thermengebiet gehört, deren Interpretation noch aussteht.131
5) EIGENTÜMERINSCHRIFT AUF BRONZELOT
(Fotos 14 & 15: Restaura im Auftrag des Thermenmuseums)
131
Siehe oben, S. 238-239.
LATEINISCHE INSCHRIFTEN AUS DEM THERMENMUSEUM IN HEERLEN
253
Höhe: 6,4 cm; maximaler Durchmesser Kegel: 4,8 cm; Durchmesser
Kopf: 1,9 cm; Gewicht: 287 Gramm. Das Material ist Bronze mit einem
Bleikern (?).132 Das Lot ist kegelförmig und hat einen pilzförmigen Aufsatz, dessen Kopf senkrecht und waagrecht durchbohrt ist; auf dem Kegel
umlaufende Rillen.133 Das Thermenmuseum kaufte das Stück 1994 von
einer Privatperson an (Inventarnummer: 21404); als Fundort wurde
Deutschland angegeben.
Der Text der Inschrift lautet:
>(centuriae)Albiṇ[i]Victọṛịs vacat
+Ṃ+++C̣+Respecti
Eigentum des [Gentilnomen] Respectus aus der Zenturie des Albinius
Victor
Die Inschrift wurde auf den Rand der oberen Fläche des Kegels gepunktet und ist mit etwas Mühe lesbar. Nach Albiṇ[ ist die Oberfläche beschädigt, doch ist anzunehmen, daß sich zwischen den Namen ein Vacat von
1-2 Buchstaben Länge befand. Der Name vor Respectus ist nicht mehr
lesbar, da der Rand des Lots beschädigt ist, so daß die obere Hälfte der
Buchstaben fehlt. Statt Ṃ ist auch Ṛ möglich. Unsicher ist, ob davor noch
ein Buchstabe stand. Vielleicht ist dort die obere Hälfte eines centuria-Zeichens zu erkennen, doch ist dies sehr unsicher. Nach Ṃ folgen
Buchstabenreste, die wie drei senkrechte Hasten aussehen. Unsicher ist,
ob nach C̣ noch ein Buchstabe folgte.
Als fundamentale Werkzeuge für Bau und Vermessung gehörten Lote
zur Standardausrüstung der römischen Armee.134 Gelegentlich weisen sie
gepunktete Inschriften auf, die sie als Eigentum einer Einheit oder eines
einzelnen Soldaten kennzeichnen.135 Wenn, wie es scheint, kein zweites
centuria-Zeichen auf unserem Lot stand, nennt es zwei Personen, den
Zenturio und den Soldaten, dem das Lot gehörte. Daß beide mit Gentilnomen und Cognomen genannt sind, ist bei Eigentümerinschriften sehr
132
Lote aus Bronze mit Bleikern: Brouwer (1993) 47 mit Abb. (Voorburg / Forum
Hadriani); Binsfeld e.a. (1977-1978) 443 (Wederath / Belginum); Hedinger & Leuzinger
(2002) 98 (Nr. 29).
133
Die Terminologie der physischen Beschreibung lehnt sich an Pfahl (2012) 189 an.
134
Adam (2005) 11-20, 35-36, 42-44.
135
Eigentum der Einheit: AE 1992, 1298 (= Wiegels (1992) 396): c(o)ho(rtis)I; Pfahl
(2012) 189 (Nr. 382): >P.Romanti (Pfahl versteht dies als Romanti(ni)); wohl Eigentum
eines Soldaten, der unter drei Zenturionen diente: CIL XIII 10027.224: >Creperi>Ṣenti
CorneliAdiut[oris]>Ruịḷ[i?]. Vgl. auch den Winkel, der Brouwer (1993) 47 abgebildet
ist und dessen gepunktete Inschrift nach dem Photo lautet: >PusillionisTerti. Unklar, ob
ein oder zwei Personen: CIL XIII 10027.220 = Pfahl (2012) 189 (Nr. 381): > Candidi
Eli; nicht lesbar ist die Inschrift auf dem Lot in Pfahl (2012) 189 (Nr. 383).
254
J. MINIS & S. SCHORN
häufig.136 Ein Zenturio Albinius Victor ist sonst nicht bekannt. Unsicher
ist, ob sein Gentilname hier als italisch (etruskisch) oder — wie bei
Valentinius (Nr. 1) — als ‘rheinisches Pseudogentiliz’ zu verstehen ist.137
Respectus ist ein häufiges Cognomen in Inschriften, die in Deutschland
gefunden wurden; unter den Trägern befinden sich viele Soldaten.138
Maastricht
Joes MINIS
Centre Céramique
joes.minis@maastricht.nl
KULeuven
Stefan SCHORN
stefan.schorn@kuleuven.be
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136
Siehe oben, S. 227-229.
Etruskisch: Schulze (1904) 118-120 mit Beispielen aus dem italischen Raum; vgl.
Weisberber (1969 = 1938) 111; anders, wie es scheint, Weisgerber (1972) 933; Kakoschke
(2006-2008) I 66 (GN 43: 5 Belege in Germania Inferior; kein Beleg in Germania Superior): “italischen GN oder einheimisches PseudoGN, abgeleitet von lat. CN Albinus”.
138
Für Germania Superior und Inferior s. Kakoschke (2006-2008) II 2, 258-259 (CN
2574: 22 Belege); Raetia: Kakoschke (2009) 263 (CN 555: 2 Belege); Gallia Belgica:
Kakoschke (2010) 470 (CN 1162: 5 Belege). Auch in den umliegenden Provinzen ist der
Name sehr häufig: s. OPEL IV 26-27.
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