In Champignons waten

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.070 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tuppie.

  • Liebe Pilzfreunde


    Momentan kommen bei uns am Niederrhein die Champignons wie noch nie. Auf Alleen in Parks und auf Friedhöfen leuchtet es einem von weit her entgegen. Sieben verschiedene Arten innerhalb von nur zwei Stunden sowie zwei Arten und eine Varietät am Vortag, werde ich wohl so schnell nicht mehr übertreffen.


    Die ersten Kandidaten fast wie gezüchtet.



    Aus der Nähe erste Zweifel an der Essbarkeit



    Hier die Gewissheit. Gelbfärbung beim Verletzen der Stielbasis und der typische Geruch nach früher verwendeten Desinfektionsmitteln.


    Karbol-Egerling (Agaricus xanthoderma)



    Hier verschiedene Alterserscheinungen die zeigen, warum ein weiterer deutscher Name –œVeränderlicher Karbol-Egeling–œ zutreffender ist.



    Nur zwanzig Meter entfernt einige kompakte Exemplare mit bis zu 17cm Hutdurchmesser.



    Ein weiterer Vertreter dieser Gruppe mit feinen fast schwarzen Schüppchen, noch intensiverer Gelbfärbung in der Stielbasis und gleichem Geruch


    Perlhuhn-Egerling (Agaricus moelleri)



    Zu den Arten mit Anisgeruch und einer Gelbfärbung die bereits bei Berührung der Außenseite auftritt gehört der Schiefknlloige Anis-Egerling. Er wird oft mit dem Dünnfleischigen Anis-Egerling (Agaricus sylvicola) gleichgesetzt. Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass es sich um eigenständige Arten handelt.


    Schiefknlloiger Anis-Egerling (Agaricus essettii)



    Anisgeruch und Gelbfärbung besitzt auch der


    Braunschuppige Riesen-Egerling (Agaricus augustus)



    Ebenfalls braunschuppig mit (meist schwacher) rotbräunlicher Fleischverfärbung


    Gegürtelter Egerling (Agaricus subperonatus)



    Als eigenständige Art wurde der Kompost-Egerling (Agaricus vaporarius) aufgefasst. Er soll sich durch einfachere Ringzone, (fast) büscheligem Wachstum und Vorkommen auf nährstoffreichen Böden unterscheiden. Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass es sich um die gleicher Art handelt, was ich durch eigene Beobachtungen sehr gut nachvollziehen kann. Die abgebildeten Fruchtkörper wuchsen dicht an dicht und die variable Stielbekleidung zeigt das folgende Bild.


    Gegürtelter Egerling (Agaricus subperonatus)



    In jungem Zustand leuchtend rosafarbene Lamellen hat der


    Wiesen-Egerling (Agaricus campestris)



    Eine abweichende Form, mit von Beginn an hellbraunen Hutschuppen, fand ich in dieser Ausprägung zum ersten Mal. Es soll jedoch alle möglichen Übergänge geben, die zumindest gentechnisch nicht zu unterscheiden sind.


    Wiesen-Egerling (Agaricus campestris var. squamulosus)



    Eine im unteren Stielteil blass rötlich anlaufende Art, deren Hut bald in radiale Schuppen aufreißt ist der bei uns seltene


    Steppen-Egerling (Agaricus litoralis)



    Unter einer einzelnen Fichte fand sich noch eine Gruppe mit stark rötendem Fleisch und braunen Hutschuppen


    Kleinsporiger Blut-Egerling (Agaricus sylvaticus)



    LG Karl


    PS. Falls jemand nachzählt. Die neunte Art war ein angefressenes Einzelexmeplar vom Gemeinen Anis-Egerling (Agaricus arvensis)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Danke!!! :)








    Den "Veränderlichen Karbol - Egerling fand ich heute auch.
    Schon eine interessante Sache. Aber weiter wollte ich nicht heimlich auf dem Golfplatz rumstöbern, also habe ich mal gefragt, ob man den nicht mal einen Tag dicht machen könnte, daß ich da nach Pilzen suchen kann.
    Wollten sie nicht. :D
    Und dabei haben die so tolle Wiesen und Baumbestände.


    Ganz egal:
    Deine Bilder und Vorstellungen sind klasse. :thumbup:
    Eine Frage aus aktuellem Anlass: Wie grenzt du das Perlhuhn vom Rebhuhn ab?



    LG, Pablo.

  • Hallo Karl,


    eine beeindruckende Kollektion stellst Du uns da vor :thumbup:


    Ich nehme an, Du hast Dich damit auch beschäftigt.


    Wie würdest Du denn den hier


    http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=20561


    benamseln ???

  • Hallo Helmut


    Die Idee von Rainer mit A. campestris var. squamulosus gefällt mir. Wenn du Deine mit meiner Kollektion vergleichst, musst du bedenken, dass meine Exemplare kurz zuvor Regen abbekommen haben. Trocken sahen sie ähnlich aus, wie auf deinem Bild. Ich hatte halt Glück mit dem jungen Exemplar und den rosa Lamellen und bin nach kurzer Überprüfung der Sporen und den fehlenden Zystiden ans Ziel gekommen.


    LG Karl

  • Lieber Karl,


    ich bin heilfroh, dass Du dieses Forum gefunden hast :)
    Deine Beiträge sind goldwert und sehr hilfreich, zudem Deine angenehme, nie überhebliche Art, alles zu erklären :thumbup:
    Wenn ich Dich nicht schon bewertet hätte, spätestens jetzt hättest Du einen Stern verdient!


    Ich watete auch in Champignons. Tausende (4 Koppeln voll) fantastische, frische Agaricus campestris :plate: :P
    [hr]




    Ich hoffe, es ist okay, wenn ich meiner Bilder hier platziere?

  • @ Karl-Heinz: Ich freue mich natürlich, dass ich Dir mit dem Beitrag helfen kann. Die Variabilität des Veränderlichen Karbol-Egerlings hat mich selbst beeindruckt. Auch wenn im Pilzkompendium zahlreiche Abb. sind, ist der persönliche Eindruck immer noch unbezahlbar. Die meisten Arten muss ich aber mikroskopieren.


    @ Kuschel: Tolle Ergänzung! Solche Massenvorkommen kenne ich von meiner Gegend nur aus alten Berichten. Vor mehr als 25 Jahren als noch zahlreiche Wiesen mit Pferden beweidet wurden, soll ein solches Auftreten in jedem Jahr normal gewesen sein.


    LG Karl

  • Mensch, Karl!
    Das ist ja mal eine umfangreiche Zusammenstellung, toller Thread! Danke, dass Du Dir so viel Mühe gemacht hast. Ich finde das sehr hilfreich, die ganzen Arten so kompakt gegenübergestellt zu bekommen.