Geologie & Natur in Mitteldeutschland

Prof. Dr. Arnold Müller - Geologe / Paläontologe
Teufelsmauer

Waldpilze: Haarschleierlinge (Cortinarius)

Cortinariaceae - Cortinarius

Subgenus Cortinarius - Sektion Veneti

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CCA01: Cortinarius (Cortinarius) venetus (Grüner Raukopf), kommt selten vor, meist unter Buchen auf basischen Untergrund, hier auf Unterem Muschelkalk. Sehr ähnliche Formen sind auch unter C. leproleptopus und C. psittacium ibeschrieben worde. Das ist also nochmals zu überprüfen.


Untergattung Cortinarius (Myxacium)  (FR.) TROG (Schleimfüße)

Sektion Delibuti und Sektion Myxacium (Colliniti)

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1: Cortinarius (Myxacium) salor FR. (Blauer Schleimfuß, Sektion Delibuti), selten unter Laubbäumen auf Muschelkalk, hier von einem Stück Waldrand der Kleinen Probstei. Ähnlich ist der Safranblaue Schleimfuß (C. croceocoeruleus) mit anderer KOH-Reaktion. 2: Cortinarius (Myxacium) trivialis J. E. LANGE (Natterstieliger Schleimfuß, Sektion Colliniti), kommt relatv häufig unter Buchen und auch Eichen auf Muschelkalk vor.

Sektion Vibratilis

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1: Dieser schöne Schleimfuß wuchs an einem sonnigen Waldrand der alten Göhle unter einer alten Hainbuche und Löss auf Muschelkalk. Er wurde  als C. (M.) galeobdolon bestimmt. Dieser Pilz ist auch vielfach unter C. causticus beschrieben worden. Manche Autoren halten galebdolon auch für ein Synonym zu causticus („fichas micologicas“ Website) oder auch umgekehrt. CCB04: Noch unbestimmter Schleimfuß mit einigen sehr dunkelhütigen Exemplaren vom gleichen Standort. Dazu war noch keine befriedigende Bestimmungslösung möglich.


Untergattung Cortinarius (Phlegmacium) (FR.) TROG (Klumpfüße und Schleimköpfe)

Sektion Phlegmacium (Cliduchi) - CPA


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1 und 2: Cortinarius (P.) olidus J.E. LANGE, typische Form, nicht selten in Kalkbuchenwäldern, wurde auch unter C. cliduchus beschrieben, doch darunter versteht man heute offensichtlich etwas anderes. 3: Olivfarbene olidus-Variante aus dem Tautenburger Wald.


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1: Cortinarius (P.) variiformis, seltenerer Laubwaldbewohner und Verwandter der häufigeren Nadelwaldart C. varius. Beide bevorzugen basische Böden. 2: Als C. variiformis - Variante mit deutlich bescheideter Knolle interpretierter Fund. 3: Der seltene C. (P.) pseudovulpinus aus einem Buchenwald auf Muschelkalk am Wipperdurchbruch bei Günserode (Thüringen).


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1: C. (P.) vulpinus VELEN. ssp. (vulpinus, ssp. pseudovulpinus mit blassvioletten Lamellen) aus einem Karstwald am Südharz. Der Pilz wurde während der Pilztagung in Sittendorf (Kyffhäuser) im Oktober 2018 gefunden und gezeigt. 2: Cortinarius (P.) ophiopus PECK (Fuchs-Schleimkopf, früherunter C. vulpinus beschrieben, aus dem Kalkbuchenwald. 3: Cortinarius (P.) paracephalixus BOHUS (Pappel-Schleimkopf), eine in Mitteldeutschland extrem seltene Art der Auewälder, kommt unter  Pappeln vor. Der Fund bei Kirchscheidungen gehört zu den ganz wenigen Nachweisen in Sachsen-Anhalt.


Sektion Phlegmacioides (Variecolores) - CPB


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1: Cortinarius (P.) variicolor (PERS.) FR. (auch variecolor geschrieben), aggr.oder s. Lat., Aggregat aus mehreren schwer abgrenzbaren Arten (C. variecolor, C. lividoviolaceus und C. nemorensis sensu SAAR, 2010). Hut anfangs oft stärker violettblau, verbraunt meistens aber recht schnell. Ziemlich variable Art (aggr.) 2-3: Cortinarius (P.) largus FR., häufigere Art der Kalkbuchenwälder, auch unter Eichen und Hainbuchen. Die Intensität der blauen Farbtöne ist sehr unterschiedlich und der Hut verbraunt oft schnell.

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 1: Dieser bkass braunviolette Cortinarius wurde erstmalig in der Großen Probstei bei Freyburg gefunden, wo er im November 2017 unter einer großen Buche erschien. Er gehört sicher zum Aggregat um Cortinarius variicolor (Perss.) FR.


Sektion Glaucopodes - CPD

 
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1: Cortinarius anserinus (VELEN.) Rob. HENRY (Buchenwald-Klumpfuß), relativ häufiger Buchenbegleiter auf Muschelkalk, für den oft auch das Synonym C. amoenolens benutzt wird. Die französische "Schule" trennt amoenolens auch als eigene Art ab. 2: Dieser Pilz bereitete beträchtliche Schwierigkeiten, doch die Merkmale treffen bestens für den seltenen Cortinarius scaurocaninus CHEVASSUT& R. HENRY zu, weshalb ich ihn mit Vorbehalt (keine Mikromerkmale) hier einordne. 3: Cortinarius magicus EICHHORN (Elfenring-Klumpfuß), ein seltener Klumpfuß, typisch ist das dicke weißliche Velum mit Resten auf der Hutoberfläch, kommt unter Buchen und Eichen auf Muschelkalk vor. Cortinarius luhmannii Münzmay et al. (Luhmanns Klumpfuß) kann recht ähnlich aussehen.


Sektion Caerulescentes - CPE

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CPE1: C. (P.) terpsichores MELOT (Adel-Klumpfuß, Pracht-Klumpfuß u.a.), ein seltener, wunderbar leuchtend blauer Pilz.  Eine eher ins Violette gehende  Varianta von  C. terpsichores, var. calosporus MELOT, wird aktuell oft als C. eucaeruleus Rob. HENRY benannt (Phlegmacium Website).


Sektion Infracti - CPF

CPF1: Cortinarius (P.) infractus (PERS.) FR. aggr. (Bitterster Schleimkopf), Aggregat aus verschiedenen Formen, deren Artstatus in Diskussion ist (GMINDER in Pilzflora Jena, p. 241). In der Region häufiger Pilz ohne spezielle Bodenansprüche oder Baumpartner. Besonders verbreitet in Laubwäldern auf Muschelkalk, gerne unter Buchen und auch Eichen. Im Moment sind die meisten Varianten kaum richtig zu benennen und hier wird der Komplex als infractus s. lat. oder aggr. vorgestellt.


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1: Hellhütige, dunkelfleckige Variante (trockenes Wetter!) aus dem Staatsforst Bad Bibra, unte Eichen auf Muschelkalk. 2-3: Kollektionen aus der Kleinen Probstei, Buchen/Eichen.

 
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1: dunkelhütige Form, Staatsforst Bad Bibra. 2-3: Die Funde aus einem Wäldchen auf Unterem Muschelkalk bei Müncheroda stammen alle von der gleichen Stelle: Ein von Müncheroda an der Ostflanke des Langen Berges abgehendes Seitental mit asphaltiertem Fahrweg in Richtung Weischütz. Dort existiert ein grasiger Waldrand mit Buchen, Hainbuchen, Eichen, Hasel und einigen Birken auf Unterem Muschelkalk. 2: Kollektion 21.06.2013 (sehr frühes Auftreten bei recht trockenem Wetter) mit großen, fleischigen Individuen. Junge Exemplare mit körniger Hutoberfläche, die auch bei älteren Exemplaren oft noch in Spuren vorhanden ist. KOH-Reaktion relativ schwach gelblich-bräunlich, mit grünlichem Beiton. 3: Kollektion vom 04.09.2017, ebenfalls derbe Exemplare, Hut aber glatt und glänzend-schmierig, (feuchteres Wetter) mit Olivton, KOH-Reaktion im Fleisch ebenfalls blass gelblich-bräunlich. Ältere Exemplare können sich deutlich strecken. Dann wird der Stiel recht lang und schlank, mit wenig verdickter Basis.

 
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1: Kollektion vom 04.09.2017 von Müncheroda, mit flachen, ockerbraunen Hüten und schlanken, basal etwas keuligen Stielen. KOH wie die anderen des Müncherodaer Standorts. 2-3: Kollektion mit ockergelblichen Hüten aus dem Staatsforst Bad Bibra.

     
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1-2: dunkle Variante mit kräftigeren Blautönen, Lamellen junger Exemplare auch schön blau. Beide Kollektionen stammen von der gleichen Stelle im Staatsforst Bad Bibra ( 2013 und 2014). 3 Dieser Pilz könnte zu dem aus dem infractus-Aggregat ausgeschiedenen C. (P.) pallidogriseus (R. HENRY) BIDAUD & REUMAUX (Silbergrauer Schleimkopf) gestellt werden. Weitere Funde sind nötig, um das zu verifizieren.


Sektion Elastici (CPH)

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1: Dieser "bärtige" Pilz mit gelbem Hut mit (jung) etwas grünlichem Schimmer wuchs in einer langen Kette unter einer alten, mehrstämmigen Linde im Wäldchen an der Steigraer Schlucht. Auffallend sind die schnelle Verbraunung des Hutes und die stark wolligen schnell braun werdenden Cortinareste am Stiel und über der gerandeten Knolle  Hier könnte es sich um einen Vertreter des C. caesiocordinatus Jul. Schäff.- Aggregats handeln , das nach Gminder (Pilzflora Jena) ein Aggregat sehr seltener Arten ist.


Sektion Calochroi (CPK)


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1-2: Cortinarius (P.) calochrous (PERS.) GRAY aggr. (Amethystblättriger Klumpfuß), meist recht stattliche, gelbe Klumpfüße mit blau-violetten Lamellen und einer verwirrenden Nomenklatur. 3: Dieser Pilz ist am besten mit Cortinarius (P.) platypus (M.M. Moser) M. M. MOSER (Flachknolliger Amethyst-Klumpfuß) zu vergleichen.


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1: Cortinarius (P.) arcuatorum R. HENRY (Violettgesäumter Klumpfuß) aus dem Staatsforst Bad Bibra. Ein seltener, wunderschöner Pilz mit frisch orangefarbenem Hut, jung schön violetten Lamellen und roter KOH-Reaktion. 2: Cortinarius sodagnitus R. HENRY (Rosavioletter Klumpfuß), recht seltenerer Klumpfuß im Kalklaubwald, vor allem unter Eichen und Buchen, mit intensiv roter KOH-Reaktion. 3: Cortinarius (P.) aureopulverulentus , nach Huth reine Nadelwaldform, die Laubwaldform ist noch „kryptisches“ Schwestertaxon, sonst stimmt die Zuordnung.

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1: Blassgelber Pilz mit violetten Lamellen, ließ sich bisher nicht zuordnen.


Sektion Fulvi (CPM)


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1: Cortinarius (P.) citrinus J.E. LANGE (Grünlings-Klumpfuß), seltene Art, vor allem in thermophilen Eichen-Buchen-Hainbuchen-Beständen beobachtet (Schwerpunkt Eiche). 2: Cortinarius (P.) ionochlorus MAIRE (Violettgrüner Klumpfuß), sehr seltene Art unter Eichen auf flachgründigen Muschelkalkböden. Intensiv gelbgrüner Hut, schwärzlich überfasert. Könnte auch „nur“ eine Farbmutante von C. atrovirens sein (GMINDER in Pilzflora Jena, p. 241). CPM3: Cortinarius (P.) rufo-olivaceus (PERS.: FR.) FR. (Violettroter Klumpfuß), in Eichen-Buchenwäldern auf flachgründigem Muschelkalkböden in manchen Jahren nicht selten, besonders in alten „Bauernwäldern“, vor allem unter Eichen.

 
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1: Ein kräftiger Cortinarius, dessen gelbe Hutoberfläche schnell zu einem fuchsigen Rotbraun oxidiert. Für diesen Typus wurde oft der Name  Cortinarius (P.) fulmineus FR benutzt. Aus diesem Formenkreis sind aber weitere "Arten" unklarer nomenklatorischer Position bekannt. 2: Cortinarius (P.) quercilis (CHEVASSUT & R. HENRY) R. HENRY (Steineichen-Klumpfuß), unter Buchen im Tautenburger Wald, KOH weitgehend negativ, keine Rotfärbung. Der Pilz erschien im November 2017. 3: Cortinarius (P.) splendens Rob. HENRY (Schöngelber Klumpfuß), seltenerer und relativ schmächtiger gelber Klumpfuß aus dem Kalkbuchenwald, stark giftig.


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1: Dieser gelbe Klumpfuß wurde im Oktober 2016 im Laasen bei Naumburg-Rossbach gefunden.  KOH-Reaktion und satter Gelbton passen gut zu Cortinarius (P.) olearioides R. HENRY (syn. C. subfulgens?). Ähnlich ist C. alcalinophilus R. HENRY, auch in KOH-Reaktion, der im Alter aber bräunlichere Hüte entwickelt, oft mit dunkler Mitte. 2: Dieser gelbe Klumpfuß mit gelblichgrünen Lamellen und recht schmaler Knolle wurde im Tautenburger Wald unter Buchen gefunden. Für diese Form wurde bisweilen der Name C. odoratus (Joguet ex Moser) Moser, benutzt. Nach GMINDER (Pilzflora Jena, p. 242) sollte odoratus nach nomenklatorischer Bereinigung jetzt C. joguetii MELOT heißen. Vorliegende Kollektion stimmt aber nicht mit typischen odoratum überein, so dass eine Zuordnung im Moment offen bleiben muss..


Problemfälle:


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1: Diese gelben Klumpfüße erschienen im Oktober 2013 in dichten Ketten unter Buchen in der Kleinen und Großen Probstei bei Freyburg. Eine befriedigende nomenklatorische Lösung habe ich bis jetzt nicht. 1: Für dieses "Dickschiff" von Müncheroda habe ich ebenfalls noch keine Lösung. Der sehr fleischige, gedrungene Pilz mit schön messinggelb glänzender Hutoberfläche zeigt eine dunkelrote KOH-Reaktion auf der Hutoberfläche und etwas blasser auf dem Stiel. In der verfügbaren Literatur war dazu nichts annähernd Vergleichbares zu finden. 3: Der schöne gelbe Pilz mit gleichmäßig rübenförmiger, scharf gerandeter Knolle (gelbliches Velum am Knollenrand) wuchs Ende September 2014 unter Eichen im Staatsforst Bad Bibra. Bis jetzt war keine befriedigende Lösung möglich.

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1: Goldbrauner, später brauner Klumpfuß aus der Alten Göhle bei Freyburg-Zeuchfeld. Da kam mir zunächst C. (P.) saporatus BRITZELM. (Breitknolliger Klumpfuß) in den Sinn. Die in CFP (B44) abgebildete Kollektion zeigt sehr breite Knollen, bei Gminder (Pilzflora Jena, p. 248-249) ist das weniger stark entwickelt. Die unauffällige KOH-Reaktion passt übrigens zu saporatus. Offensichtlich variable Art und es ergibt sich die Frage, ob alle Autoren die gleiche Art meinen.


Untergattung Cortinarius (Telamonia) (FR.) TROG (Wasserköpfe, Gürtel- und Dickfüße)

Sektion Telamonia s.str. (Gürtelfüße, Dickfüße, Wasserköpfe u.a.)

Sektion Cinnabarini

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1: Cortinarius (T.) bulliardi (PERS.) FR., seltene Art thermophiler Kalklaubwälder, kommt hauptsächlich unter Eichen und Buchen auf flachgründigen Muschelkalk vor. Der intensiv rot überhauchte Stiel (vor allem die untere Hälfte) sind ein so gutes Merkmal, dass die Art leicht zu bestimmen ist.


Die Abteilung Telamonia wird später fortgesetzt